01 August 2019

Lammas


Lammas/Lughnasadh ist ein Fest im Jahreskreis, das mich immer eher ratlos zurücklässt, da ich mit der keltischen Mythologie recht wenig anfangen kann. Es ist die Zeit des geschnittene Korns, der reifen Brombeere, der ersten frühen Äpfel.

Für mich gehört Lammas in den Reigen der Erntefeste und markiert gleichzeitig die Zeit des späten, hohen Sommers, ruhig-würdige Löwezeit, die geliebte Phase des Altweibersommers nicht mehr fern. Thema ist bei mir bei solchen Festen meist der Dank.

Heute ging ich lange wandern. Ich liebe wandern, gern auch mit dem werten Gatten oder Freunden, aber mindestens genauso gerne laufe ich alleine, lasse meine Gedanken von der Leine und schaue 7, 10, 12 oder auch mehr Kilometer, was es so denkt in meinem Kopf.

Auf dem Weg schaffte ich es heute ohne Vorsatz, vier Stunden (und 14 Kilometer) darüber nachzudenken, für was ich alles dankbar bin. Ich begann mit all den Umständen, die mir das geliebte Wandern ermöglichen - ich bin körperlich halbwegs fit und habe keine Handicaps, ich kann mir ein bisschen Ausrüstung wie Schuhe, Wanderkarten und so etwas leisten, ich bin in einer beruflichen und familiären Situation, wo ich mir Auszeiten nehmen kann. Ich habe auch keinerlei Angst, alleine unterwegs zu sein, kann mich mit Karte problemlos orientieren.


Und jeder Gedanke zog andere nach sich. So vieles, wofür ich dankbar bin! Ein so guter, lieber Mann, Gesundheit, Freunde, gesicherte Finanzen, Eltern, die mich auf eine Weise prägten, für die ich heute dankbar bin. Selbst schlimme Dinge, für die ich sicher nicht dankbar bin - ich denke an den frühen Tod meines Vaters - wecken dennoch dankbare Erinnerungen: wie Freunde von mir ohne Einladung oder Bitte zur Beerdigung kamen damals, um mir beizustehen. Wie ich in jener Zeit Trost und Freundschaft in der ersten Hexengruppe fand, die meinen Weg kreuzte und für immer veränderte. Auch dafür, dass es mit der universitären Karriere nix wurde, bin ich heute eher dankbar, habe ich doch einen Beruf, der mir viel Freiheit lässt und viel Freude macht.

Ja, ich weiß - nicht alles ist rosarot, das Leben ist kein Ponyhof, die Pole schmelzen, die Nazis erstarken, all so was. Aber das kann ich auf meinem Spaziergang auch nicht einfach so beheben. Aber ich kann mich dran erinnern, was alles gut ist im Leben, in meinem zumindest. Das gibt mir Kraft und Mut, das macht mich stark und bereit, mein Leben weiter selbst in die Hand zu nehmen, zu leben, statt mich leben zu lassen, den Göttern dankend für alles, was ich bisher erhalten durfte.


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