14 Juli 2018

Wandern und Spiritualität

Meine Ferien neigen sich zu Ende, und die Wochen fernab des geliebten und doch so absorbierenden Berufsalltags haben gut getan - so gut, dass ich mich mal wieder frage, wie ich (noch) mehr Ich-Zeit in mein Leben integrieren kann. Leider ist es auch für einen Freiberufler nicht immer ganz leicht, die Arbeit beliebig zu reduzieren, ohne Gefahr zu laufen, einen Auftraggeber zu verlieren.


So dachte ich heute bei einer etwas längeren Wanderung, 12 Kilometer über Höhenwege durch die Wälder... Der wilde Ehemann hatte ausnahmsweise keine Lust, mitzuwandern - die Ferien über waren wir viel gemeinsam unterwegs gewesen und haben auch recht herausfordende Touren bezwungen - und so war ich, auch angenehm, mal wieder allein mit mir und meinen Gedanken. Machte einen Abstecher zum einem Kultplatz und diesem nahem Opfersteinen (ich nenne sie mal so wegen der "Schüsseln", in denen ich auch öfter Opfer finde - diesmal Glassteinchen und eine Muschel, der ich ein wenig mageren Weizen - die Trockenheit! - und ein paar Kräuter hinzugesellte).

Ich dachte unter anderem darüber nach, dass meine Spiritualität seit ihrer Wiedererweckung 1999/2000 jetzt volljährig geworden ist und ich zur gleichen Zeit - 1999 -  auch mit dem Wandern begann. Damals war das verbindende Element (und ist es geblieben) die Liebe zu besonderen Orten, Kultplätzen, aber auch der Natur allgemein. (Und beides betrieb ich auch schon als Kind; liebte alles mit Magie, aber auch lange einsame Spaziergänge an stillen Sonntagmorgen. Doch zwischen 15 und 25 verlor ich den Faden...)

Und so, wie ich über die Spiritualität, die Magie und den Austausch mit all den interessanten Menschen, ob nun aus dem Gesindel, den Frauenspiri-Mondgruppen oder auch jetzt durch das HZ-Forum immer mehr zu mir fand und finde, stabiler und reifer wurde und werde, so tut mir das Wandern körperlich gut. Bislang bescheinigen mir Ärzte bei jedem Check trotz meiner überflüssigen Pfunde hervorragende Werte von Ruhepuls über Blutdruck bis Blutzucker, ja, sogar Leberwerte - dabei wird aus mir kein Asket mehr werden - und ich glaube, das verdanke ich dem Wandern.

Aber auch für die Seele tut das Laufen so viel. Ich kann meine Gedanken einfach galoppieren lassen, Frust abbauen, so nötig, aber auch meditieren, mich von den Füßen hintragen lassen, wohin sie wollen und mich über überraschende Ideen und Gedanken freuen, die irgendwann durch mein Hirn purzeln. (Die Intelligenz, las ich mal, verbessert sich beim Wandern messbar, da das Gehirn besser durchblutet wird.)

Heute habe ich zum Beispiel darüber nachgedacht - Stichwort Volljährigkeit - wie angenehm es für mich ist, mit Mitte 40 nicht nur grauer und faltiger, sondern auch reifer und erwachsener zu werden, auch durch schmerzhafte und bittere Zeiten hindurchgehen zu können und doch meist bei mir zu bleiben oder zumindest schnell zu mir zurückzufinden. Nicht in kindische Schuldzuweisungen oder Selbstmitleid zu verfallen, sondern den Schmerz annehmen, durchleben, versuchen, seine Lektion zu verstehen, und weitergehen, mit einer (schmückenden?) Narbe mehr auf der Seele.

Ich hatte mich ja in letzter Zeit oberflächlich mit gewaltfreier Kommunikation beschäftigt und auch damit, welche Bedürfnisse ich habe, auch meinen Mitmenschen gegenüber, und mir ist klargeworden - ich erwarte nicht prinzipiell, dass man mich mag, oder versteht, oder gutheißt wer ich bin und wie ich bin. Ich kann oft nur schwer den Film verstehen, der in den Köpfen anderer Leute abläuft, und erwarte daher auch nicht, dass man meinen Film kapiert als Außenstehender.

Was ich aber erwarte, ist Respekt im Umgang mit mir. Und ich bin nicht mehr bereit, mangelnden Respekt zu tolerieren.

So dachte ich, und stapfte dabei immer weiter, und dachte, das könnte ich doch auch mal wieder in den Blog schreiben statt die gekürzte Weichspülversion in den sozialen Netzwerken.


1 Kommentar:

Bodecea hat gesagt…

Hi du Liebe, hatte den Kommentar nicht gesehen und daher erst jetzt freigeschaltete... mea Culpa!