22 August 2018

Altweibersommer



Noch ist heiß, das Thermometer zeigt über 30 Grad. Und doch neigt sich dieser lange, heiße Sommer dem Ende entgegen. Ich bin zwar nicht unglücklich über die bald sinkenden Temperaturen, freue mich auf Kürbisse und Maronen und Herbstgeruch und mehr Wandern (die Hitze hat mich wochenlang träge gemacht); andererseits fürchte ich mit jedem Jahr mehr den Winter, die Kälte, die Dunkelheit.

Die Herbstmelancholie hat mich zumindest schon im Griff. Der Tod meines ersten Freundes, von dem ich im Juni erfuhr, wirkt dabei nach. Ich war auf der Beisetzung und war gerührt, dass ich nicht, wie ich dachte, im Bewusstsein dieses ferner Freundes, mit den ich 15 Jahre keinen Kontakt hatte, verschwunden war.

Ich bin nostalgisch gerade, sehe Bilder von dieser Teenagerliebe, sehe Bilder von all den Hexen- und Frauenspiritreffen der letzten 20 Jahre, sehe Bilder von den gemeinsamen Pilzspaziergängen 2017 mit einem lieben Freund, der mir vor einigen Monaten die Freundschaft kündigte. Zwar konnten wir - interessanterweise kurz nach der Mondfinsternis - wieder in einen Modus mit oberflächlichem Kontakt und ohne Vorwürfe zurückkehren, aber mehr wird daraus wohl nicht mehr erwachsen, und auch dieser Freundschaft trauere ich hinterher.

Ein bisschen frage ich mich gerade, was schlimmer ist; wenn man eine öde Jugend und junge Erwachsenenzeit hatte und alles verpasste, was spannend und aufregend war; oder wenn die Zeit so voller Abenteuer und Wunder steckte, dass im mittleren und älteren Erwachsenenleben kaum noch etwas mithalten kann.

Gleichzeitig bin ich seit Wochen unruhig, ungeduldig. All die kleinen Anforderungen des Alltags von Erwerbsarbeit bis Steuerklärung gehen mir auf die Nerven. Statt dessen will ich wieder kreativ schreiben, nein: es nicht nur wollen, sondern tun. Den Anfang und das Ende einer großen Geschichte, die mir schon jahrelang im Kopf herumspukt, habe ich wie im Rausch in die Tasten gehauen. Nun fehlen „nur noch“ die paar hundert Seiten dazwischen, die mir schwerer fallen und sich zäher gestalten. Aber es hilft, die Unruhe und Nostalgie zu kanalisieren.

Ob das hier überhaupt noch jemand liest? Bloggen ist ja fast so rückwärtsgewandt, als würde ich den Text in Steintafeln meißeln. Aber wenn du, Leserin, Leser, mit mir ein Stück Vergangenheit geteilt hast, schreib mir doch mal eine E-Mail! (Das ist so eine Textnachricht, die vor Whatsapp verbreitet war.) Ich würde mich freuen.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich lese deinen Blog schon seit Jaaahren. Hab aber noch nie hier etwas in den Kommentaren geschrieben. Es wär mir auch lieber gewesen dir eine E-Mail zu schreiben aber ich kann deine Mailadresse hier leider nicht finden. Kannst du sie bitte in deinem nächsten Post nochmal veröffentlichen. Das wär super. Liebe Grüße

Bodecea hat gesagt…

Hallo UnbekannteR,

die Adresse steht im Seitenmenü in einem Bild: Bodecea[ätt]gmx[punkt]de

:-)
Bodecea

Ernst hat gesagt…

Liebe Bodecea!
Öfters schaue ich zu Dir herein. Ursprünglich interessierte mich Dein Kultplatz-Blog, den Du leider eingestellt hast. Auch mein Blog wird wenig besucht. Weiß nicht, ob Du ihn kennst. Zuletzt habe ich die neueren Ergebnisse zu dem „Bodenberg-System“, wie ich es nenne und über „Vernetzungen“ verschiedener Geometrien hineingestellt.
http://landschaftsgeometrien.blogspot.com/
Falls es Dich interessiert, so schaue es Dir an.
Jedenfalls schicke ich Dir viele herzliche Grüße und auch viele Dankeschön für Deine Beiträge. Es war immer gut an Deinen Erlebnissen teilzuhaben.
Alles Liebe,
Ernst