01 September 2016

Hundstage und Frühherbst

Zwei Wochen Urlaub genossen, viele Ausflüge in Odenwald und Pfalz unternommen. Und auch danach erlebe ich noch eine ruhige Zeit, die geprägt ist vom Sommerloch, vielen Festen in der Region, warmen Tagen, guten Büchern und ersten gelben Blättern.

Ich konnte durchatmen, einige anstrengende bürokratische Dinge, die noch mit dem Tod meiner Mutter zusammenhingen, erledigen. Meine Steuer machen. Solche Sachen. Ich habe das Gefühl, einiges hat sich in meinem Leben wieder zurechtgeruckelt. Sogar der Boden im Haus fühlt sich wieder fester an, der mir zeitweise im Frühjahr zu schwimmen schien.

Mit weniger Arbeit über ein paar Wochen (und damit weniger Honorar) geht natürlich auch immer Sorge einher. Wird es auf Dauer reichen, damit über die Runden zu kommen? Und wenn nicht, was mache ich dann? Habe zum Glück noch ein paar Eisen im Feuer und inzwischen viele Kontakte, die sich einmal auszahlen könnten, wenn ich was anderes machen wollen/müssen sollte.

Dennoch auch jetzt im Herbst eine Zeit der ruhigen Wechsels. Möchte wieder mehr kreativ sein, möchte wieder einige Pfunde verlieren. Ich fühle mich zwar wohl, bin gesund und fit, kann stundenlang die Berge hoch- und runterlaufen, aber ehrlich gesagt gefalle ich mir auf Fotos nicht mehr.

Ich denke viel, rede aber weniger. Auch wenn ich in letzter Zeit oft Freunde traf, habe ich manchmal das Gefühl, die Welt an sich (vor allem die lautstarken Diskutanten in sozialen Netzwerken) leben und reden irgendwo anders als in der Welt, in der ich lebe. Ich habe zu fast allen Dingen gemischte und ambivalent Meinungen oder gar keine Meinung. Sehe Dinge so-und-so. Und ich identifiziere mich selten stark mit meinen Ansichten, lasse sie auch ziehen, wenn ich eines besseren belehrt werde. Und wofür überhaupt alles bewerten....

Vielleicht ist das die Spätfolge von den kleinen Dosen Zen-Buddhismus, mit denen ich meinen Geist seit vielen Jahren hin und wieder füttere.

Der Vorteil von meiner ambivalenten Ignoranz - ich rege mich weniger auf, habe weniger Angst. Das hat vielleicht noch einen Grund: Ich beschäftigte mich in letzter Zeit viel mit der lokalen Vergangenheit. Dabei denke ich immer, wie gut wir es heute und hierzulande doch haben. 

Wie wir doch durchatmen und aus den aktuellen Bedingungen so was Tolles machen können, statt zu jammern, wie schlimm alles ist.

Ich versuche, meinen Weg zu gehen, jetzt zu leben, statt sinnlos über eine Alterssicherung nachzudenken, und mich nicht in die ganzen Ängste und Aggressionen einbinden zu lassen, aber dennoch rationale Entscheidungen zu fällen. Hippie mit Immobilie sozusagen ;-).

(Gesehen in Wachenheim)


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