Gestern machte ich mich noch einmal auf zu einer Runenwanderung. Eigentlich wollte ich (und habe dies auch getan) Eiwaz erkunden. Zu Beginn opferte ich an meinem Lieblingskultplatz ein bisschen was, um Odin für dieses Vorhaben günstig zu stimmen.
Gegen Ende der langen und durch Schnee und Eis anstrengenden Wanderung fand ich einige Äste, die abgeschnitten waren, daran schwellende Kätzchen. Ich nahm mir einige für die Blumenvase mit, als mir bewusst wurde, dass dies ganz sicher Zitterpappeln waren. Was ich so unsicher an dem Ort gesucht hatte, wo sogar die Gemarkung den passenden Namen trug, lag mir so einfach und ungebeten auf dem Weg. Ich betrachtete die Knospen, und mir fiel auf, dass sie viel stärker ausgebildet waren als die an den lebenden Bäumen daneben. Diese Beobachtung hatte ich auch schon bei meiner ersten Perthro-Wanderung gemacht, und plötzlich wurde mir klar, was – für mich – der verborgene Aspekt dieser Rune war.
Perthro als eine Rune zu sehen, die nur etwas ohne Gegenleistung schenkt, ist in meiner Interpretation falsch. Eine Geburt setzt eine vielleicht schwere Zeit der Schwangerschaft voraus, und in frühere Zeiten war die Geburt eine Krise, in der nicht wenige Frauen starben. Zu Imbolc, den Zeitpunkt, den ich klar mit Perthro assoziiere, beginnt langsam das Frühjahr – aber das hieß auch für die Bauern in früherer Zeit, demnächst trotz knurrenden Magens einen Teil der Ernte zu opfern, damit neues Getreide wachsen kann. Auch der Würfelbeutel kann keinen Gewinn erbringen, wenn zuvor ein Einsatz erfolgt.
Also ist Perthro nicht nur das, was in einem schlummert und als schöner Gewinn demnächst hervorbricht. Gleich, ob es ein Kind ist, ein Projekt, eine Liebe – es wird sein Opfer von einem fordern.
Daher kam mir vielleicht Perthro auf den ersten Blick so „drückend“ vor.
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