Ich befasse mich in den letzten Wochen schattenarbeitstechnisch mit ein paar Anteilen von mir, die ich zu effektiv als unproduktiv, gefährlich und dysfunktional in den Keller geschickt habe. Ich wollte buddhistisch gelassen sein, keine olle Gewitterhexe. Die olle Gewitterhexe in mir traktierte mich daraufhin so effektiv mit Rückenschmerzen, Schreibblockaden, säuerlicher Miene und Angstzuständen, dass ich mich bei ihr entschuldigt habe und sie wieder nach oben in die schöneren Gemächer meiner Psyche eingeladen habe.
Parallel dazu habe ich - seit langem mal wieder - ein bisschen ethnobotanische Forschung betrieben. Über das Level "Ich bin 17 und nehm mal von allem, von dem ich gehört habe, es könnte knallen, so viel, bis ich umfalle" bin ich ja lange hinaus; ich probier lieber mal minimale Mengen einer Pflanze weit unterhalb einer deutlichen Wirkungsgrenze und schau, was dann mit mir passiert.
Nachdem hier überraschend eine Bilsenkrautpflanze aus dem letzten Jahr nachgetrieben hat, verlockte es mich vor ein-zwei Wochen, sie mal zu probieren. Ich rauche seit dem Abends sehr, sehr kleine Mengen davon. Ja, ich weiß um die Gefährlichkeit von Nachtschattendrogen, ich befasse mich schon lange damit, aber ich weiß auch, dass ein winziger Fitzel Bilsenkrautblatt mir nicht schadet.
Ich habe überraschenderweise eine deutliche Empfindung von dem, was man vielleicht Pflanzengeist des Bilsenkrautes nennen kann. Und es ist, wie ich finde, überraschend positiv, freundlich. Auch dunkel, gefährlich, aber dabei wohlwollend. Eine nette böse Hexe, verführerische Dame der Nacht (aber lange nicht so brutal gefährlich wie die Tollkirsche, die ich kürzlich auf einem Spaziergang gesehen habe, mit den schwarzen "Iss mich"-Früchten... von der halte ich mich fern!)
Zufällig nahm Wirrlicht gestern mein Kräuterkundebuch von Storl zur Hand, und als ich darin blättere, lese ich überrascht ein Fallbeispiel von einem überangepassten, viel zu braven Mann, dem Storl gegen sein Asthma Stechapfel gibt, gut wäre aber auch Bilsenkraut gewesen, was er nur gerade nicht zur Hand hatte, denn:
"Er brauchte etwas Wildes, etwas Chaotisierendes - etwas vom Diabolos, damit er wieder ganz werden konnte, was wäre da besser als ein zünftiges Hexenkraut, ein Nachtschattengewächs, etwa das Bilsenkraut?"
Passt doch wie die Faust aufs Auge...
Aber noch mal zur Klarstellung - liebe Leser, lasst die Finger von Nachtschattendrogen. Berauschende und tödliche Dosen schwanken von Pflanze zu Pflanze und liegen nah bei einander, und bei entsprechender Disposition können sie schnell Herzversagen auslösen.
Und wenn ihr es doch tut, dann bitteschön auf eigene Verantwortung.
2 Kommentare:
*g* passt ja wirklich wie die faust aufs auge! gut auch dein warnhinweis nochmal. ich glaub, ich täts mich eh nicht traun.. ;)
... wie sich die Fügungen so passend ergeben :-))
LG Endlosfaden
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