25 Mai 2009

Unter Wasser

Warm ist es heute, 32 Grad sind angesagt. Ich sitze im kühlen Arbeitszimmer und fühle mich trotzdem wie unter Wasser - nur nicht in so warmen wie vorhin, als ich unterwegs war, mich dusselig an Supermarktkassen anstellte und schwitzte. Bin irgendwie krank, matschig im Kopf, verspannt, erkältet vielleicht, und zu viel Sonne die letzten Tage.

Eine Woche so etwas ähnliches wie Vollzeitarbeit, und schon bin ich hinüber ;-).

Was mich gerade beschäftigt - habe heute einen früheren Bekannten getroffen, der mit mir mal zusammen in der Schule in einer AG war. Hatte mit dem nie wirklich engen oder freundschaftlichen Kontakt, ich fand ihn nicht mal so sympathisch, aber wir haben durch die AG Zeit miteinander verbracht.

Er war einer dieser Überflieger mit einer der besten Abiturnoten seines Jahrganges, Mathe-Ass, ein bisschen Streber. Ich habe ihn später noch ein paar Mal im Studium getroffen. Das letzte Mal davon - ich glaube, da ging es bei mir langsam auf das Studienende zu - wirkte er sehr merkwürdig, fahrig, überdreht, befremdlich.

Die Dorffama wusste später zu berichten, er hätte das Studium aufgegeben, es wurde über einen Nervenzusammenbruch gemunkelt, und danach habe er sich zurückgezogen, gehe nur einem kleinen, anspruchslosen Job nach.

Als ich ihn heute traf, fragt ich ihn, ob er mich noch kenne (ich werde meistens wiedererkannt, die Haare), er sagte ja, sah aber die ganze Zeit an mir vorbei, siezte mich sogar einmal. Gesund sah er nicht aus, fröhlich auch nicht, er bewegte sich langsam - wenn auch unter Wasser, dann in viel, viel größerer Tiefe als ich.

Ich hätte ihm gern gesagt, ach, komm, schau mich doch an, ich war Jahrgangsbeste in Deutsch, ich hab zwar mein blödes Studium geschafft und sogar den Doktor cum laude, aber ich war - war? - manchmal ganz schön bekloppt, habe mich als Schulmädchen geritzt und im Studium Whiskey flaschenweise getrunken und viel zu viel geraucht, und ein paar Mal ist mir die Realität einfach so für eine Weile entglitten, und irgendwie habe ich später jobmäßig den Anschluss verpasst, und jetzt mach ich hier uff'm Dorf einen kleinen Minijob, nix weiter, und selbst das macht mich ab und zu so nervös, dass ich kaum schlafen kann.

Irgendwie sitzen doch so Leute wie wir in einem Boot.

Aber ich hab es nicht gesagt und werde es nicht sagen.

1 Kommentar:

Feronia hat gesagt…

Alles, das du tun kannst, ist, auf deine Weg und Vertrauen in selbst fortzufahren. Aber, so einfach ist das nicht!