Wir haben vorgestern einen jungen Kater, noch nicht ganz ausgewachsen, zur Pflege bekommen; bei seinem Herrchen hatte sich plötzlich die Wohnsituation so verändert, dass er sie nicht mehr halten konnte. Wir haben ausgemacht, dass wir sie hier aufnehmen, wenn er sich mit den anderen Katzen halbwegs verträgt, und behalten, so (Ex-)Herrchen nicht bis ende Januar eine Wohnsituation hat, in der er ihn wieder zurücknehmen kann. Wäre für das Tierchen ja auch eine Belastung, sich immer wieder neu einzugewöhnen.
Donnerstag Abend kam er an und verkroch sich erst mal ängstlich hinter dem Schreibtisch. Den nächsten Vormittag verbrachte er unter dem Sofa und schaute mit großen Augen darunter hervor. Dann aber wurde er schnell zutraulich, schmuste um meine Beine, und nach der zweite Dose Katzenfutter liebte er mich ;-).
Jetzt konfrontieren wir ihn mit dem Stammkater, der, zumindest im Winter, viel Zeit hier verbringt und schon ganz angepisst war, dass er zwei Tage nicht reindurfte. Geht bisher erstaunlich friedlich; die beiden sitzen herum und starren sich an, oder sie schleichen im Tai Chi-Tempo umeinander. Fellfetzen sind bisher noch nicht geflogen. Praktischerweise passt der Stammkater nicht unters Sofa, so dass der Neuling einen Rückzugsort hat.
Und natürlich habe ich mich in das neue kleine Fellbündel schon verliebt.
Anstrengend ist zurzeit nur, dass bei meiner Mutter demenz- und jahreszeitbedingt das Insulinspritzen, das sie fünf mal täglich absolvieren muss, nicht ohne Hilfe klappt. Das schränkt mich und meinen Wildehemann ungeheuer ein, einer muss ja morgens, mittags, nachmittags, abends und nachts da sein... er arbeitet, und so bin ich es meist, die im Zweifelsfall da sein muss. Bin ihm sehr dankbar, dass er sich so um sie kümmert und mich unterstützt; ich hoffe trotzdem, dass sie es wieder alleine auf die Reihe bekommt, nicht zuletzt, weil ich ja auch gerne zumindest einen (Neben-)Job hätte, auch in der Richtung suche und mich bewerbe.
Ich muss mich doch mal mit dem Thema Pflegegeld usw. auseinandersetzen, aber das Thema deprimiert mich so, dass ich die Recherchen meist schnell wieder aufstecke, vor allem, da ja die Pflegestufen großteils auf körperliche Pflege zugeschnitten sind, nicht darauf, dass eine Mutter Gurken ins Tiefkühlfach packt und Tiefkühlgemüse in den Kühlschrank ...
Schon ätzend, ganz ehrlich.
Ich weiß, ich sollte eine heroische "für meine liebe Muddi tu ich alles, und das mit Freude"-Haltung an den Tag legen, aber dazu bin ich einfach zu egoistisch. Ich denke mir oft, na super, jetzt kann ich meinen Doktortitel endgültig in die Tonne kloppen, hatte eh schon zu lange keinen Job, und in absehbarer Zeit kann ich keinen festen Job annehmen.
Aber ich bin ja flexibel. Komm mit gestreckten Beinen fast mit den Handflächen auf den Boden, habe ich gestern im Tai Chi bemerkt.
Und immerhin wohne ich hier umsonst.
Wenn ich mich wenigstens wieder zum Schreiben motivieren könnte.
Und dieser verfickte Dauerregen für ein paar Tage aufhören könnte! Mir fehlt das Wandern gerade schmerzlich. Ich glaub, ich latsch heute durch das nächste große Einkaufszentrum (mit Weihnachtsdeko, brhhhh), um mal rauszukommen, und mach Frustshopping. Vielleicht finde ich eine neue Jeans, hab ja theoretisch fast vier Jeansgrößen abgenommen seit September, vielleicht finde ich eine, in die ich mich reinquetschen und schlank fühlen kann ;-)
6 Kommentare:
Hi,
ja Pflegekatzen - meine hatte ich damals auch nur für den Übergang "übernommen", und dann bin ich einfach "ihr Mensch" geblieben.
Das mit den lebensfremden Pflegestufen - die so etwas wie psychische Behinderungen m. E. unterschätzen - bekomme ich auch mit - wenn auch zum Glück nicht bei meiner eigenen Mutter. Ich wünsche Dir viel Kraft und Nervenstärke - und beglückwünsche Deine Mutter zu ihrer tüchtigen Tochter. :)
Dankeschön, Martin :-).
Immerhin hat das "in eine vier Größen kleinere Jeans quetschen" gestern geklappt *g*
Das nenn ich doch mal einen Erfolg ;) Nee, ehrlich. Du packst das schon. Ich schieb dir ne gewaltige Ladung Kraftschokolade rüber (wobei, wenn ich's recht bedenke, streich das Schokolade, nimm nur die Kraft. Ich will nich Schuld sein, wenn das quetschen morgen nicht mehr funktioniert...)
auch wenn es für beginnende Demenz so nix gibt an Pflegeeinstufung - wenn Leute, die ihre Diabetesspritzerei nicht mehr auf die Reihe bekommen, muß dafür u.U. wer kommen und das soll auch bezahlt werden. Sagt meine beste Freundin, die gerade ähnlichen Streß mit ihrem diabetischen, schlaganfallsgeschädigten Vater hat.
Kann ja nicht sein, daß Du jetzt deshalb gezwungen bist, ständig zu Hause zu hängen!
LG BärenSchwester
Huhu Bärin,
im Augenblick hoffe ich ja noch, dass es wieder alleine funktioniert, wär für meine Mutter auch am besten, denn je mehr sie selbst macht, desto besser für ihren Kopp. Insulinspritzen als eine Art Knobelaufgabe ;-). Mein Wildehemann ist ja der perfekte Nachhiflelehrer, es geht auch schon wieder etwas besser...
Sonst muss ich wirklich mal sehen, wie man das machen könnte und ob da wer vorbei kommt, v.a., wenn ich arbeiten gehen könnte/müsste.
Bodecea
Huhu Du,
drei Sachen:
1. Von Dir könnte ich auch gerne mal ein Buch lesen...*ansporn*
2. Der grad der Demenz wird zumindest mit abgefragt bei der Einschätzung zur Pflegestufe.
3. Hey, das mit den Jeans ist ja beeindruckend... Schien mir schon auf den Bildern so, als wenn da weniger Bodecea drauf war...
Liebe Grüße
Anja
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