13 April 2008

In-der-Welt-sein

Ich lese immer noch an einer interessanten Zusammenstellung von tiefenpsychologischen Texten, vor allem aus der Adler'schen Individualpsychologie, herum. Tut ganz gut, sein Köpfchen mal wieder jenseits von Esoterik und Alltag ein bisschen in Trab zu bringen. Mein Wirrlicht liest parallel in einem Buch über die Philosophie des 20. Jahrhunderts. Typische Szene - wir liegen mit Löchern in den Jeans auf der Couch rum, lesen, trinken Rotwein und reden über das In-der-Welt-Sein bzw. das In-die-Welt-geworfen-sein nach Adler'scher und Heidegger’scher Weltsicht.

Waahhh, wir sind so retro. ;-)

Was mich nur bei den psychologischen Texten bisher etwas befremdet - es wird immer wieder (und meiner Meinung nach prinzipiell zu recht) betont, dass die Fähigkeit und Motivation, sich authentisch, sinnvoll und positiv mit der sozialen Umwelt zu beschäftigen und diese optimalerweise (sozial, künstlerisch, menschlich) zu bereichern und verbessern, zentral ist. Der Mensch wird als Mitmensch erst richtig Mensch, indem er sich nicht affektgeladen gegen die "böse Welt da draußen“ stellt, sondern aktiv mit positiven Emotionen an ihr teilnimmt.

Was mir dabei fehlt, ist die Welt jenseits sozialer Kontakte. Sprich, die Natur. Klar nehmen wir als moderne Menschen die Natur in unseren kulturellen und sozialen Rastern wahr, doch bildet sie - zumindest für so Waldesos wie mich – eine eigene Qualität.

Oder, um es kurz zu machen - gerade Menschen mit wenigen beruflichen oder sozialen Kontakten unterschieden sich doch merklich, wenn sie sich zumindest mit der natürlichen (spirituellen?) Welt verbunden und eins fühlen (wenn schon nicht so sehr mit der sozialen), statt völlig isoliert vom Rest der Welt zu leben. Oder?

Kann nicht das spirituelle "Einssein" mit der Natur mangelnde Öffnung zur sozialen Welt etwas kompensieren, ja, diese sogar erleichtern?

Ich habe ja nicht sooo die Probleme, sozial zu sein, bin etwas ruhig und schüchtern, aber nicht sehr gehemmt oder völlig verängstigt. Dennoch merke ich, dass ich, wenn ich mich der Natur öffnen kann, es auch bei Menschen besser kann.

Aber wahrscheinlich ist das wieder nur eine besondere Art von Neurose ;-).

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