Mit dieser Rune habe ich mich seltsamerweise bisher am schwersten getan. Dabei sah sie doch auf den ersten Blick so sympathisch aus – Freude, Fülle, Reichtum. Fehu, das Vieh, der Besitz, der die Grundlage für den Reichtum bildet.
Aber mir hat diese Rune erst mal gar nicht behagt. Ich sah darin das Festhalten an materiellen Dingen, oder, noch schlimmer, so etwas, wie es für mich die 10 Scheiben im Crowley-Tarot als letzte Karte aussagen - alles ist getan, lehn dich mit vollem Bauch zurück, nun kannst du sterben. Nicht so mit meinem spirituellen Archetypus zu vereinbaren (obwohl sich der weltliche Archetypus Bodecea gerne mal satt zurücklehnt). Und irgendwie sah ich bei Fehu als erstes eine wiederkäuende Kuh mit leerem Blick vor mir.
Aber dann habe ich die Rune genauer betrachtet und zwei wichtige Hinweise gefunden.
Zum einen – Fehu heißt nicht, sich auf seinem Reichtum ausruhen, sondern ihn als Grundlage für etwas wichtigeres nehmen – zum Beispiel ihn dazu zu verwenden, auch in anderen Bereichen zu wachsen und zu reifen, oder – sehr wichtig – ihn zu teilen! Fehu ist bei den Runenalphabeten meist die erste Rune, die, auf der alles anderer erst aufbaut.
Zum anderen stellte ich fest, dass der Holunder der Rune Fehu zugeordnet ist. Das hat mich überrascht, schließlich ist der Holunder eben nicht der Baum (oder Busch) des faulen, materiellen Lebens, sondern eine Pflanze der Magie, durchaus zwiespältig; sie kann wohlschmeckende und heilende Blüten und Früchte schenken, aber auch Unglück bringen, wenn man sie ohne den gebührenden Respekt und ohne Entschuldigung beraubt oder beschädigt.
Die Blüten duften süß, und in kühleren Breiten als der Bergstraße dürften sie denn auch um Mittsommer herum blühen – an Mittsommer, wenn man auch die Elfen sehen kann. Der Name, Holunder, verweist auf die Holden und Hulden, freundliche Naturgeister, die aber auch strafen können – man denke an Frau Holle und, damit eng verwandt, Hel und Frau Perchta! Der Holunder ist ein Eingangstor zu Unterwelt.
Wie kommt nun die Fehu-Rune mit dem Holunder zusammen? Wie immer ist die Antwort eigentlich sehr einfach, und ich habe sie in einer kleinen Fehu-Geschichte skizziert. Alle spirituellen Antworten sind einfach, und diese lautet:
Der wahre Reichtum ist in dir.
Wenn du geizig bist und klammerst und deinen Blick nicht mehr abwenden kannst von deinem Besitz (und dem der anderen), dann bist du nicht mehr reich. Und wenn all dein Geld dir nicht mehr helfen kann, glücklich zu werden, bist du vielleicht sogar über Geld und Konsum arm geworden. Wenn du dagegen den Reichtum dankbar annimmst, verwendest, um zu wachsen und ihn teilst, wirst du reich sein.
Und so brach ich nach einer Weile den Versuch, den idealen und aussagekräftigsten Standort für den richtigen Holunderbusch für meinen Runenstab zu finden, ab. Holunder wächst überall. Das dümmste, was man tun kann, ist sich den Kopf zu zerbrechen, welcher und wie viel Reichtum wann wo der beste ist. Nimm ihn einfach und lass ihn in dir strahlen, und dann ist alles gut. Sorge dafür, dass die materielle Ebene – der Kabbalist würde sagen, Malkuth – für dich so geregelt ist, dass du halbwegs sorglos und sicher sein kannst – ob du dazu einen Zweitwagen brauchst, bezweifle ich, vielleicht reicht dir auch nur eine Bettelschale für Reis. Wichtig ist, dass deine Bedürfnisse und deine Kräfte auf dieser Ebene so gestaltet sind, dass du sie erfüllen kannst. Aber einfach nur immer mehr und mehr wird dich nie reich machen, wenn du es mit wenig nicht sein kannst.
Und daher nahm ich einen geeigneten Ast einfach so bei einem schönen Spaziergang mit, als ich ihn sah.
1 Kommentar:
Hallo Bodecea,
es ist doch immer wieder interressant zu beobachten, daß in vielen spirituellen Kreisen "Materie" bzw. Wohlstand oder Geld in so schlechtem Ruf stehen. Dabei sollten wir doch bedenken, daß unser Körper, unsere Erde, aus Materie besteht. Außerdem habe ich mal leuten hören, daß Fehu in Verbindung mit der Entstehung der Welt steht, wohl also den Schlüssel darstellt, das wir und alles, was Materie heißt, so existiert, wie wir es hier erleben. Sicher hast Du recht, wenn Bedürfnisse nur noch materiell gestillt werden, ohne die Erkenntnis des wahren B. dahinter zu sehen, das der Mensch sicher Schaden nimmt. Aber in meinen Augen ist Geld nichts anderes als kristrallisierte Liebesenergie, denn damit gebe ich zurück, wenn ich etwas kaufe, was für mich einen Wert darsrtellt. Und ich glaube, niemand ist hier, um zu leiden. Jeder Mensch hat das Recht darauf zu leben, wie es seinem inneren Bedürfnis und seiner Aufgabe entspricht. Das zumindest ist meine Einstellung. Dieses Jahr ist Fehu meine Jahresrune und ich freue mich schon darauf...
Danke für Deine schöne Seite!!!
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