20 Januar 2016

Fishing for compliments




Ich las gestern einen interessanten Post von Caroona über Komplimente (Link HIER) und wie schwer es mensch fallen kann, diese anzunehmen. Ich fand die Anregung sehr spannend, da selbst in mich hineinzuhorchen, und da das wohl den Rahmen eines Kommentars sprengen wird, wollte ich es hier posten...

Wie nehme ich Komplimente an? Wie gehe ich mit Lob um? Und wie war das in meiner Kindheit? Ehrlich gesagt kann ich mich an besonders viel Lob aus Kindertagen nicht erinnern. (Übrigens auch nicht bei Freunden oder Mitschülern, wo, hatte ich das Gefühl, es die ebenfalls eher gleichgültig-freundlichen oder aber kritisch-meckernden bis prügelnden Eltern gab.) Ich wurde auch nicht viel kritisiert, meine Eltern betrieben eine Art Laissez-faire-Erziehung, bei der ganz selbstverständlich davon ausgegangen wurde, dass auch ein kleiner Mensch seinen Kram irgendwie geregelt bekommt, ohne dafür besonders viel positive oder negative Sanktionen zu benötigen. Ich fühlte mich damit auch nicht schlecht, hatte ich doch das Gefühl, dass mir von klein auf viel zugetraut wurde, ohne dass man mir Druck machte, einen bestimmten Standard zu erfüllen. Die Kehrseite dieser Wertschätzung war natürlich, dass ich mich manchmal mit Aufgaben und Problemen etwas allein gelassen fühlte. Aber ohne zu weit auszuholen, das Ausrichten an intrinsischer Motivierung und eigenen Normen, nicht aber Anerkennung und Lob von außen, hatten auch meine Eltern sehr verinnerlicht, vor allem mein Vater.

Das färbte wohl auf mich ab, und so ist mir verbalisiertes Lob nicht sehr wichtig. (Im Gegensatz dazu lasse ich mich aber nicht sonderlich gerne kritisieren, aber wer tut das schon.) Ich finde es ganz gut, zum Beispiel bei meiner Arbeit zu wissen, dass ich prinzipiell meine Sache richtig mache, wenn hin und wieder positives Feedback kommt (oder auch wohldosierte Anregungen zur Verbesserung).

Aber ich empfinde Lob auch oft als zweischneidig; ist es einfach nur Anerkennung für eine gute Leistung, ist es in Ordnung. Wenn ich die Leistung selbst gut finde (mein Partyessen ist gelungen, meine Arbeit gut geglückt), kann ich es auch einfach annehmen, ohne mich zu winden. Bin ich selbst mit meiner Leistung nicht ganz zufrieden, interessiert es mich nicht. Das ist dann mehr so ein „Häh? Na, wenn der meint...“-Gefühl.

Ich bin generell mir selbst gegenüber (inzwischen...) nicht übermäßig kritisch oder übermäßig enthusiastisch. Weder finde ich mich und meine Taten die ganze Zeit supertoll, noch würdige ich sie herab und leide drunter, zu/zu wenig XY zu sein/zu tun. Wenn mein Selbstwertgefühl nicht gerade angeknackst ist, kann ich mit mir und meinen prinzipiellen Macken ganz gut leben. (Wenn es gerade angeknackst ist, finde ich mich (und das Universum und den ganzen Rest) eh als Gesamtpaket scheiße, aber zum Glück gibt sich das inzwischen auch schnell wieder ;-))

Wichtiger aber als die Tatsache, ob und wie sehr ich gelobt werde, ist für mich die Frage, was dahintersteckt bei einer Person. Habe ich ihr eine Freude bereitet, und das wollte sie mir sagen? Dann freue ich mich ehrlich. Will jemand nett sein, mich aufmuntern? Das ist empathisch, find ich nett. Oder aber ist es nur so daher gesagt, um mich gewogen zu halten oder weil „man das so macht“?

Ich kann zum Beispiel wenig mit der Idee anfangen, die ganze Zeit Leute voll empowernd für alles zu loben, was sie tun. Wenn mir was gefällt, sage ich das. Aber über jedes Foto, jeden kreativen Text und jede Stricksocke in meinen Internetkreisen vor Begeisterung ausrasten ist meine Sache nicht.

Lob kann auch gönnerhaft sein. So von oben herab. „Gut gemacht, kleine Doofe, da, hab ein Gutsel.“ Das schüttele ich eher mit einem ärgerlichen Achselzucken ab. Lob kann auch manipulativ sein. „Du bist doch so eine tolle XY, daher musste du doch tun/denken/sagen, was ich will.“

Daher ist immer die entscheidende Frage für mich, was steht hinter einem Lob. Ein Lob kann eine Beleidigung mit Zuckerguss sein oder auch ein Versuch, etwas zu bekommen. Sprich, auch für einen Arbeitgeber ist loben billiger als eine Gehaltserhöhung. Ich muss manchmal aufpassen, dass ich nicht auch lobe, um zu manipulieren, mich einzuschmeicheln.

Ich glaube, es war von Luisa Francia, die irgendwo mal die These aufstellte (in ihrem Blog?), Lob sei Sklavennahrung. Ich bin, wie oben erwähnt, eher so erzogen worden, dass meine Handlungsanleitung meine eigenen Maßstäbe sind, nicht Lob oder Kritik von außen. Ich konnte schon als Kind nicht ganz verstehen, wieso manche in der Vorschule statt der geforderten einen Seite Schreibübungen gleich mehrere Seiten machten, nur weil es dann einen bunten Aufkleber oder so was ins Heft gab. Einmal machte ich das auch, bekam einen Aufkleber, dachte mir, was soll das, und blieb danach wieder beim geforderten Umfang der Hausaufgaben. Dagegen gab es durchaus Komplimente vor allem von Deutschlehrern in der gymnasialen Oberstufe, die mich anspornten, mir Mut machten auf dem rauen Meer der Pubertätskrisen.

Aber prinzipiell will ich nicht mittels Lob manipuliert oder erzogen werden. Ich will in dem, was ich tue, nicht abhängig sein davon, dass mir jemand Fleißsternchen ins Heft klebt. Ich wünsche mir ehrliche Anerkennung meiner Person. Ich liebe es, wenn man mir Liebe, Freundschaft, Wertschätzung oder aber zumindest Respekt entgegenbringt.

Ein Lob dagegen hebt immer einen kleinen Teil von mir hervor, meist eine Leistung (für Komplimente über Körperteile bin ich langsam zu alt und zu dick), und insgeheim denke ich dann manchmal – und wenn ich diese Leistung, diese Eigenschaft nicht mehr erbringen kann oder will? Was ist mit dem Gesamtpaket, wie stehst du dazu?

Der beste Ehemann von allen lobt mich übrigens nicht sonderlich. Er meckert auch nicht an mir rum. Aber dass ich seine ungeteilte Wertschätzung und Liebe empfange, macht das mehr als wett.

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