10 November 2015

Neumond

Samhain mit z.T. lange nicht gesehenen Hexenfreunden ist vorbei. Schöne Tage waren es! Goldenes und feurig rotes Laub sahen wir beim Spazierengehen; seitdem ist es hier in den Wäldern schon fast kahl geworden, der Wind pflückt die letzten Blätter von den Ästen.

Diese Jahreszeit, der Herbst generell, der abnehmende Mond und die letzten Überbleibsel einer Grippe machen mich nachdenklich, manchmal müde, manchmal traurig. Melancholisch halt. Auch wenn ich im Leben zurzeit zufrieden bin und froh, dass gerade keine riesige Baustelle ansteht. Der Job macht mir Spaß, der wilde Ehemann macht mir auch Spaß (noch ein Jahr, dann sind es 25 Jahre mit ihm...), ich schaffe es außerdem, wieder intensiveren Kontakt zu Freunden zu pflegen, auch wenn das oft mit meinen Arbeitszeiten kollidiert.

Aber wie es die Zeitqualität so an sich hat, denkt man auch viel über Vergangenes und Versponnenes nach.

Wie unerwartet bitter in diesem Zusammenhang, wenn man wie ich vor ein paar Tagen feststellt, dass Menschen, mit denen man damals, vor 10, vor 20 Jahren so wunderbar Gedanken und Gefühle teilen konnte und auch tiefschürfendere Themen bereden konnte; wenn solche Menschen heute in einem Milieu verkehren, wo man auf Facebook Flüchtlingshetze und gefakte Meldungen teilt und gut findet und ansonsten offenbar nichts mehr zu sagen hat...

Ansonsten: Lese die Biographie von Simone de Beauvoir und Sartre; stelle fest, dass ich schon länger keine philosophischen/soziologischen Bücher mehr gelesen habe und will das beim nächsten Bibliotheksbesuch ändern (auch wenn ich Sartres „Das Sein und das Nichts“, das großkotzig in meinen Bücherregal thront, wohl nie kapieren werde). Ich finde aber darüber hinaus Biographien von Künstlern aus solchen Zeiten (wie auch von Henry Miller und Anais Nin usw.) oft sehr erhellend, denn sie zeigen mir, dass Menschen offenbar früher mit sehr viel weniger Panik bezüglich des materiellen Leben zurechtkamen und doch ungeheuer produktiv sein konnten. Und was horten wir alles heute um uns herum an, was uns fesselt und einengt! Und um was alles sorgen wir uns heute! Wenn nur ein paar dunkelhäutige Menschen im Dorf herumspazieren, macht das manche schon fix und alle, weil sie denen das nicht gönnen, was sie selbst vom Staat auch geschenkt bekommen. Aber ich will ja meine mühsam erworbene heiterer Gelassenheit pflegen, statt andere zu bewerten, und denke mir den Rest...

Zurück zu Biber und ihrem stets gesiezten Alltimelover: Mir geben solche Biographien ein Gefühl der Freiheit und eine Bestätigung, dass mein materiell gesehen relativ bescheidenes Leben (ohne Riesterrente!) einen Reichtum widerspiegelt, den man heute vielleicht gar nicht mehr so kennt.

(Jetzt muss ich nur noch 3-4-5 Romane schreiben, ich weiß.)

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