Samhain mit z.T. lange nicht gesehenen Hexenfreunden ist vorbei.
Schöne Tage waren es! Goldenes und feurig rotes Laub sahen wir beim
Spazierengehen; seitdem ist es hier in den Wäldern schon fast kahl
geworden, der Wind pflückt die letzten Blätter von den Ästen.
Diese Jahreszeit, der Herbst generell, der abnehmende Mond und die
letzten Überbleibsel einer Grippe machen mich nachdenklich, manchmal
müde, manchmal traurig. Melancholisch halt. Auch wenn ich im Leben
zurzeit zufrieden bin und froh, dass gerade keine riesige Baustelle
ansteht. Der Job macht mir Spaß, der wilde Ehemann macht mir auch
Spaß (noch ein Jahr, dann sind es 25 Jahre mit ihm...), ich schaffe
es außerdem, wieder intensiveren Kontakt zu Freunden zu pflegen,
auch wenn das oft mit meinen Arbeitszeiten kollidiert.
Aber wie es die Zeitqualität so an sich hat, denkt man auch viel
über Vergangenes und Versponnenes nach.
Wie unerwartet bitter in diesem Zusammenhang, wenn man wie ich vor
ein paar Tagen feststellt, dass Menschen, mit denen man damals, vor
10, vor 20 Jahren so wunderbar Gedanken und Gefühle teilen konnte
und auch tiefschürfendere Themen bereden konnte; wenn solche
Menschen heute in einem Milieu verkehren, wo man auf Facebook
Flüchtlingshetze und gefakte Meldungen teilt und gut findet und
ansonsten offenbar nichts mehr zu sagen hat...
Ansonsten: Lese die Biographie von Simone de Beauvoir und Sartre;
stelle fest, dass ich schon länger keine
philosophischen/soziologischen Bücher mehr gelesen habe und will das
beim nächsten Bibliotheksbesuch ändern (auch wenn ich Sartres „Das
Sein und das Nichts“, das großkotzig in meinen Bücherregal
thront, wohl nie kapieren werde). Ich finde aber darüber hinaus
Biographien von Künstlern aus solchen Zeiten (wie auch von Henry
Miller und Anais Nin usw.) oft sehr erhellend, denn sie zeigen mir,
dass Menschen offenbar früher mit sehr viel weniger Panik bezüglich
des materiellen Leben zurechtkamen und doch ungeheuer produktiv sein
konnten. Und was horten wir alles heute um uns herum an, was uns
fesselt und einengt! Und um was alles sorgen wir uns heute! Wenn nur
ein paar dunkelhäutige Menschen im Dorf herumspazieren, macht das
manche schon fix und alle, weil sie denen das nicht gönnen, was sie
selbst vom Staat auch geschenkt bekommen. Aber ich will ja meine
mühsam erworbene heiterer Gelassenheit pflegen, statt andere zu
bewerten, und denke mir den Rest...
Zurück zu Biber und ihrem stets gesiezten Alltimelover: Mir geben
solche Biographien ein Gefühl der Freiheit und eine Bestätigung,
dass mein materiell gesehen relativ bescheidenes Leben (ohne
Riesterrente!) einen Reichtum widerspiegelt, den man heute vielleicht
gar nicht mehr so kennt.
(Jetzt muss ich nur noch 3-4-5 Romane schreiben, ich weiß.)
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