14 September 2014

Wasser

Irgendwie hat meine Welt gerade Risse. Nein, keine Katastrophen, zumindest keine großen; aber der alltägliche Wahnsinn aus kafkaesken Verwaltungsdingen, Bürokratie, Ärger und Sorgen und Ungewissheiten macht mich gerade mürbe. Es ist wie die Hydra, füllst du ein Formular aus, löst du ein Alltagsproblem, kommen zwei neue auf dich zu.

Aber was ist die Lösung?

Ich bin sehr viel reifer, geerdeter, kompetenter geworden die letzten Jahre. Wird ja auch Zeit mit 40, was? Und ich betrinke mich nur noch hin und wieder so richtig, wenn mir alles über den Kopf wächst. Ich mache weiter, tue, was zu tun ist. Bin stark. Ich kann das nicht mehr, das Wegschauen und sich durch Hysterie aus der Affäre ziehen, das Verdrängen. Weder bei meiner alten kranken Mutter, bei der es irgendwann ans Sterben gehen wird, noch bei allen anderen Dingen.

Ich habe aber keine Lust, einfach so immer weiterzumachen, bis ich irgendwann so hyperkompetent bin wie mein Vater, der irgendwie alles konnte und Nachts vor Sorgen wach lag und mit 66 am Herzinfarkt starb. Ich werde ihm immer ähnlicher mit den Jahren, und gleichzeitig pocht meine böse Kindheitsaffirmation wie ein weher Zahn in meinem Kopf: "Du bist im Zweifelsfall immer auf dich alleine gestellt!"

Kurz: Saturn am Aszendent! Ach, wäre ich doch Aszendent Schmetterling!

Aber für irgendwas, dachte ich eben beim Sapzierengehen, müssen doch die 15 Jahre Esoterikunsinn, Tai Chi und Hexerei gut sein, die ich inzwischen mitgemacht habe. Vielleicht muss ich es jetzt wirklich leben, das Loslassen, das im-Augenblick-bleiben. Das Sein-wie-das-Wasser, in das du ein Messer stechen kannst, und es weicht freundlich aus und schließt sich kurz danach über der Wunde, als sei nichts geschehen.



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