03 August 2014

Gedanken zu Freiheit und Sicherheit




Freiheit und Sicherheit sind zwei Themen, die sich als wichtiger und grundlegender Gegensatz durch mein Leben ziehen. Denn wie so viele möchte ich so frei sein, wie es nur geht. Gleichzeitig bin ich in vielen Dingen durchaus konservativ auf Sicherheit bedacht (Stichwort Geld), weswegen ich in einem dezent unkonventionellem, aber mit bürgerlichen Elementen versehene Lebensstil gelandet bin. Manchmal hadere ich mit mir - bin ich zu wenig "abgesichert"? Oder aber viel zu angepasst? Mache ich zu viele Zugeständnisse in meinem Lebensstil an das, was andere für richtig halten? Bin ich frei genug? Ist mein Leben sicher genug?

Manches relativiert sich mit den Jahren. So sehe ich als Erwachsene ein, dass Unfreiheit mehr im "Zwang zu" besteht als darin, nicht tun zu können, was man will. Hauptsache, man hat eine Wahl! Und ich muss immer wieder nachjustieren, für mehr Sicherheit oder Freiheit sorgen in meinem Leben, in meinem Kopf, da vor allen.

Dabei sehe ich beides gar nicht (mehr) als diametrale Gegensätze. Im Gegenteil habe ich oft das Gefühl, wie beim Yin-Yang-Zeichen gibt es gar keine Freiheit ohne eine gewisse Sicherheit - und umgekehrt. Denn wenn ich unsicher leben würde, so sehr, dass selbst meine körperliche Existenz in Frage gestellt wäre - wie könnte ich da frei sein?

Andererseits, wenn meine Existenz in allem von anderen abhängt, wenn ich absolut einer meinetwegen freundlichen Macht unterworfen wäre - wie könnte ich da sicher sein?

Ich finde überall im Leben diese beiden Themen wieder. Auch in Beziehungen, ob Freundschaft oder Liebe, geht der Gegensatz nicht auf. Einerseits bin ich freier, wenn ich keine sichere Partnerschaft, keine verbindliche Freundschaft habe, klar; Partner und Freunde stellen Ansprüche, die mich einschränken und binden. Doch andererseits ist jedes Auf-einen-anderen-zugehen ein Wagnis. Ob Liebe oder Freundschaft, wir gefährden damit die Sicherheit unseres ruhigen Isolationismus, Freunde und Partner können und wehtun, uns verletzen, unser Leben durcheinanderbringen. Sie können uns zurückweisen. Und so ist es wiederum ein Akt der selbstbewussten Freiheit, auf Menschen zuzugehen, statt sicher allein zu bleiben.

Und sind beide Konzepte nicht sowieso zu einem großen Teil Lug und Trug? Denn wir sind nun mal vielen einschränkenden Unfreiheiten unterworfen, die uns oft nur noch theoretisch die Wahl lassen, nein zu sagen - wenn wir es überhaupt noch reflektieren können, noch frei genug im Kopf sind, um Unfreiheit zu bemerken. Jeden Tag sehe ich Menschen, die sich von der Aufklärung der Moderne, der Freiheit des Geistes begeistert zurück in die Arme der absolutistischen Denkweisen werfen, bis alles im Kopf ganz klein ist und nur noch um den richtigen Gott oder die richtige Essenszubereitung oder irgendeinen Scheißjob kreist. Ich nehme mich da nicht aus. Manchmal muss man bewusst ein wenig Wahnsinn im Kopf zulassen, um nicht völlig verrückt zu werden.

Und auch unsere Sicherheit ist ist doch zu einem Teil Fiktion. Der Autounfall, die unheilbare Krankheit, der Blitzeinschlag - all das kann jederzeit kommen und uns alles nehmen, Besitz, geliebte Menschen, das Leben. 




4 Kommentare:

Briganti hat gesagt…

Hallo Bodecea,

Freiheit ... was ist das für mich, habe ich mich beim Lesen deines Blogs gefragt.
Und wieviel Freiheit verträgt mein Leben ?
Als Familienmensch unterliege ich vielen Zwängen und doch bin ich auch frei zu sagen, bis hierhin und nicht weiter. Allerdings ist es oft so, dass durch das " so wie immer" ich mir die Möglichkeit zur Freiheit nehme.
Als Berufstätige oder auch als Arbeitslose unterliege ich ebenfalls vielen Zwängen und muss mir in diesen Bereichen meine Freiheiten suchen.
Unsere Gedanken sind selbstverständlich frei, doch unsere Worte ...
Ich fühle mich zur Zeit nicht besonders frei, ich fühle mich sehr kontrolliert. Nicht von Freunden und Umfeld, sondern eher was Medien angeht, die mich manipulieren ( auch wenn ich das nicht will) . Mich da frei zu schwimmen ist ganz schön anstrengend.
Soviel zu meinen Gedanken über Freiheit.

Grüße von der Sammlerin

Bodecea hat gesagt…

Von Medien fühle ich mich nicht manipuliert. Vielleicht, weil mich selbst in dem Bereich arbeite, denke ich, ihre Funktionsweisen zu verstehen und bilde mir auch ein, selbst bewerten zu können, was ich für wie wahrscheinlich halte oder wo ich was vermisse.

Briganti hat gesagt…

Ich fühle mich von den Medien dahingehend manipuliert, dass mir Nachrichten vorenthalten werden. Als vor ca. 2 Jahren in Köln ein Studiengang geschlossen werden sollte, demonstrierten die Tänzer in der Öffentlichkeit. Ich habe verschiedene Sender angerufen oder angeschrieben. Selbst die ortseigenen Deutsche Rundfunk meinte dazu: " nicht regional genug ". Von meinem Studenten-Sohn erfahre ich Dinge, die in Köln oder Hamburg passieren,da siehst und liest du nichts . Und wenn ich dann noch Nachrichten gucke und das Gefühl habe, Raketeneinschüsse(Filme, Bilder) bereits gesehen zu haben , aber mit einer anderen Bildunterschrift ... Werbung manipuliert mich nicht mehr so viel. Die nervt mich eher ab . Grüße

Bodecea hat gesagt…

Das mit dem "ist es wichtig genug?" ist klar. Medien haben eine begrenzte Kapazität, und was dann als "wichtig genug" reinrutscht, hängt von vielen ab - wie viel ist sonst los, was passt in das Themen-Profil des Mediums, wie ist seine politische Ausrichtung, was sind die persönlichen Interessen und Kontakte der betreuenden Redakteure, ist es von irgendwelchen Geldgebern abhängig (kaum ein Medium verprellt gerne seine Hauptwerbekunden)...

Vieles nicht schön, vieles ärgerlich, aber ich sehe da keine gezielte Manipulation... stell dir vor, in deiner Tageszeitung stünde ALLES, was auch in Berlin, Köln usw. Interessantes passiert ist. Das Ding wäre jeden Tag 400 Seiten dick und würde 25 Euro kosten.

Oft höre ich eine bittere Medienschelte von Leuten (meine jetzt nicht dich!), die gar keine "normalen" Medien konsumieren und statt dessen nur verschwörungstheoretische Blogs lesen. Das ärgert mich dann, schließlich ist es heute via Internet sehr leicht, in mehrere Zeitungen, TV-Sender usw reinzugucken, um sich ein Bild zu machen. Und bisher habe ich dann auch immer verschiedenen Ansichten zu was-auch-immer gefunden.

Ich muss da einfach meinen berufszewig ein wenig in Schutz nehmen. Jeder Journalist ist fehlbar, aber (fast) alle, die ich kenne, geben sich die größte Mühe.

Bodecea