11 April 2010

Urlaubsliebe

Mein Wildehemann und ich, wir sind ja so ein kleines bisschen Libertines. Daher kann ich hier ja auch offen zugeben, dass ich mich im Italien-Urlaub ein bisschen verliebt habe, und ich glaube fast, der Wildehemann auch.

Zurückhaltend, fast schon schüchtern kam er auf uns zu, dabei hatte er es gar nicht nötig, sich zu verstecken - bei dem Aussehen. Eine tiefe Freundlichkeit spürte ich sofort in ihm, auch etwas Wildheit, Genussfreude an Wein und anderen guten Sachen, aber auch eine produktive Melancholie.

Ach, Benacus, du hast mein Herz gewonnen! Ich hatte richtig Liebeskummer, als ich gehen musste!

Zur Erklärung - Benacus ist die keltische Lokalgottheit am Gardasee, der auch Benaco heißt. Benacus ist ein Gewässergott, nicht so unberechenbar wie die Götter der Meere und Flüsse, doch stark, ruhend und aufwühlend zugleich, und eben auch durch die hohen Berge geprägt und deren spirituelle Qualität und eben auch Melancholie.

Die Melancholie hatten auch berühmte Gäste am Gardasee oft - Goethe, Nietzsche, Kafka, Thomas Mann. Besonders in Riva war diese Stimmung zu spüren - eine fiebrig-schwindsüchtige und doch entspannte Art, der letzte Espresso vor dem Weltuntergang, wie mein Wildehemann meinte. Oben auf den Bergen dagegen Ruinen von Kultplätzen für Isis und Venus am Berg Luna bei Campi/Monte s. Martino in wunderbaren Maronenwäldern, bei Rocco di Manerba uralte Besieldung und ein exponierter Aussichtspunkt, den ich deutlich als Opferplatz fühlte. Und überall, bis weit in die Seitentäler hinein, die deutliche Präsenz von Benacus.

Lehre mich, wieder mehr zu fühlen, bat ich ihn, mehr Lebensfreude jenseits der Pflichterfüllung, mehr Frühling, auch zu Hause im kalten Deutschland.

Ich band den Wunsch in einen Wunschbaum im André Heller Garten. In der Mitte des Sees weicht die Zauberbergatmosphäre, es wird fröhlicher, südlicher, wärmer. Zitrusfrüchte, Olivenhaine, schon im April warme Tage.

Ich taute ein bisschen auf, schlief tief und lang, träumte viel, heilte ein bisschen, entspannte. Die ersten Tage war ich richtig schockiert, wie erschöpft ich eigentlich war.

Ich sandte Benacus dankbare Grüße vom Ufer, ging ein paar Schritte in sein kaltes Wasser, noch gespeist von Schnee und Eis, trank einen Schluck.

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Mein Wildehemann schnitze für ihn aus Treibholz von seinem Ufer.

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Und ich sah, wie andere es mir nachtaten.

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4 Kommentare:

Phoenixe hat gesagt…

Schöön. Bei den Bildern muss ich an Andy Goldsworthy denken, einen meiner Lieblingskünstler. Am Gardasee war ich schon lange nicht mehr, zuletzt als Teenager. Danke fürs dran erinnern, wie schön es da ist. :)
LG, phoenixe

Anonym hat gesagt…

Ach schön klingt das. Ich freue mich, dass Dein Urlaub schön war und Dir auch gut getan hat.

Liebe Grüße
Selket

Feronia hat gesagt…

Sounds beautiful and the photos are really lovely!

Diana Kennedy hat gesagt…

Beim Lesen dieses Beitrages komme ich richtig ins Träumen. So schön die Worte, so prächtig die Bilder. Es freut mich, dass Benacus in Dir Lebensfreude, Emotionen, tiefe Erlebniskraft geweckt und angeregt hat. Du hattest diesen Urlaub wirklich nötig und er hat Dir gut getan.

Ausserdem hat man dort wo Du warst einen guten Geschmack in Sachen Strassennamen ;-)

Liebe Grüsse

Diana