24 März 2010

Geld. Wert.

20 Grad!

Bin ein wenig durch Wald und Wiese gestapft, habe Bärlauch gesammelt und bin einem springenden Hasen, einem Rehbock und dem herben Geruch von Wildschweinen begegnet. Mein heikles Zahnelein muss noch weiter versorgt werden, jetzt sieht's wohl ganz gut aus, muss noch einmal hin und dann hoffentlich nicht mehr - zumindest nicht wegen der OP-Wunde.

Ein ganz anderes Thema treibt mich gerade etwas um.

Eine Freundin berichtete mir, dass sie für ein Texterstellungsportal arbeite, in das ich auch schon mal reingeschaut habe. Ich hatte den Gedanken, da was zu verdienen, gleich wieder aufgegeben, da ich mir ausrechnen konnte, da erst mal auf nicht viel mehr als 3 Euro die Stunde zu kommen und dafür ödeste Werbetexte schreiben muss. Sie meinte, wenn sie sich sehr beeile und viel Mühe gäbe, käme sie jetzt nach langer Erfahrung mit den dort geforderten Texten auch mal auf 7-8 €. Natürlich kann sie das keine 5 oder 8 Stunden am Tag machen, viel kommt so nicht rein. Und wir reden hier von einer sehr intelligenten Frau, die wunderbar schreibt und davon leben will und muss, kein Schulmädel.

Seufz.

Wieso verkaufen wir Frauen uns eigentlich so gerne unter Wert? Schlimm genug, wenn uns einfach keine andere Chance bleibt, als mit niedrigem Stundenlohn einen blöden Job zu machen; aber auch jenseits davon sehe ich bei mir wie bei anderen ein merkwürdiges Zögern, für das eigene Tun eine halbwegs angemessenen Entlohnung zu verlangen.

Das Thema hatte vor langem auch Distelfliege mal, bezogen auf Frauen, die ihr tolles Kunsthandwerk für einen Appel und ein Ei verscherbeln.

Ich merke das bei mir auch; statt mir selbstzufrieden (wie ein Mann...?) auf die Schulter zu klopfen und Lohnerhöhung zu verlangen, weil ich für wenig Geld meinem Chef eine Buchhalterin, ein Sekretariat und eine Werbeagentur ersetze, schiele ich ängstlich drauf, was ich falsch machen könnte und unperfekt.

Klar, weil die Firma klein und der Umsatz überschaubar ist, kann ich nicht 60€ die Stunde verlangen; aber statt hektisch und unzufrieden zu versuchen, (zu) viel Arbeit in (zu) wenigen Stunden unterzubringen oder aber unbezahlt mehr zu tun, habe ich jetzt mit Cheffe abgesprochen, beides zu erhöhen. Sprich, mehr Stunden und mehr Geld.

Ein Karriereweib wird aus mit nicht mehr, aber langsam komme ich dann merklich über die Hartz4-Leistungen ;-).

Der spirituelle Aspekt - ich verbinde mich gerade bewusst wieder mehr mit Athene-Energie. Oft ist mir ihre Art ein bisschen zu spröde, aber im Arbeitsleben kann sie mir sehr helfen, meine Sache gut zu machen und dabei selbstbewusst zu sein und meine Anerkennung - auch finanziell - einzufordern.

Ich glaube, wir Frauen fallen dagegen gerne in die Rolle der märtyrerhaften Dienerin, die tapfer ihr elendes Leben durchhält und stolz darauf ist, zu verzichten. Aber das muss ja nicht sein.

(zum Übersetzen zu faul)

8 Kommentare:

Diana Kennedy hat gesagt…

Nun, es ist halt auch einfach so, dass zB Kunst nicht besser bezahlt WIRD. Zummindest meine. Ich muss meine Originale (an denen teilweise bis zu 3 Wochen gearbeitet wurde), für ca 14 Euro verkaufen. Verlange ich mehr, verkaufe ich sie nicht und muss hungern, so einfach ist das.

Feronia hat gesagt…

Very true. A report has recently come out here stating that women still earn less but work more and are still doing most of the housework, childcare etc. There's an ingrained societal attitude (with both men and women) that's hard to shift. I remember one of my male colleagues saying to me when I was still teaching, "Well, I need the promotion more than you do - you've got a husband." Unbelievable.

Bodecea hat gesagt…

@Diana - ja, aber das ist echt traurig! Und irgendeinj gehypter "Künstler", der grade in ist, bekommt das 100.000fache, wenn er auf ein Blatt pupst!

Ich finde, wir sollten dich viel arroganter vermarkten!

Und traurig auch, wenn Frauen, die sonst nicht hungern müssen, z.B. für Quilts, an denen sie Monate gearbeitet haben, 50 € oder so was nehmen.

@Feronia - my Sister-in-law told me that she has found out in her company that it is normal that childless women in the 30ties were not employed so easy - "they surly become pregnant soon".

Bodecea

Diana Kennedy hat gesagt…

Traurig ist es in jedem Fall, nur was will man machen? Wenn die Alternative verhungern ist, wählt sowohl die Quilterin die 50 € für ihre Decke als auch ich die 14 € für das Bild.

Bodecea hat gesagt…

Wenn man sonst verhungern muss, kann man auch schlimmere Sachen machen, als zu billig Kunst zu verkaufen... das ist klar, und schade ist es trotzdem!

Aber ich habe bei vielen Menschen, v.a. Frauen, das Gefühl, dass sie ihre Sachen und ihre Arbeitsleistung billig weggeben, weil sie dem keinen Wert beimessen. So wie auch die Frauen, die für 5 Euro eine Stunde Karten legen. So was mache ich nicht. Gut, ich muss es auch nicht.

Aber grade beim Wildehemann habe ich gesehen, dass er um so mehr Nachilfeschüler findet, je mehr er verlangt.

Bodecea

zauberweib hat gesagt…

Der passende Beitrag zum heutigen equal pay day (k.A. warum das wieder ein englischer Begriff sein muss...) Denn genau heute haben die Frauen in Deutschland soviel Geld verdient, wie die männlichen Kollegen für die gleiche Arbeit bereits am 31.12.2009 erreicht hatten. Sprich: um das Jahresgehalt eines Mannes für die gleiche Arbeit zu erhalten, muss frau knapp 1/4 Jahr länger arbeiten.

War das jetzt Zufall, oder wusstest du, dass der grad heut is?

distelfliege hat gesagt…

Gratuliere zu mehr Geld für dich!

Zum Verhungern - also ich lebe in Deutschland, und da ist Verhungern etwas, das höchstens vorkommt, wenn man magersüchtig ist.

Wobei ich grad nachdenken muss über all die Frauen, die für Hungerlöhne arbeiten, weil sie ihren Rechtsanspruch auf Hartz 4 nicht in Anspruch nehmen, weil sie niemandem "auf der Tasche liegen" wollen.

Bodecea hat gesagt…

@Zauberweib - dass war Zufall! Oder "Zufall" ;-)

@Distel - ja, du hast recht, verhungern muss hierzulande keiner, zum Glück. Auch wenn's recht erbärmlich werden kann, wenn man in die Obdachlosigkeitsabwärtspirale rutscht (ohne Wohnsitz keine festen Bezüge, ohne feste Bezüge keinen Wohnsitz).

Bodecea