06 Januar 2010

Schneenächte, Schneetage

Die letzten Rauhnächte hatte ich eher bedrückende Träume (irgendwas von meinem toten Vater und der Ermordung meines Bruders) oder ich konnte wenig erinnern.

Heute Nacht war ich wieder viel unterwegs mit Zügen, das ist auch ein häufiges Traum-Motiv, auch eher wenig angstbesetzt (im Vergleich zu den "ich muss zur Prüfung"-Träumen, die ich aber kaum noch habe), doch so ganz komme ich nie da an, wo ich hin will.

Eine unbekannte Frauenstimme sprach mir mit einer Stimme, von der ich nicht sagen konnte, ob sie lachte oder fast schluchzte, auf meinen Anrufbeantworter und las ein langes, sentimentales Gedicht über Dublin vor. Mir war das etwas unheimlich, und ich fragte mich, was das soll.

Gestern Nachmittag einen langen Sonnenschneespaziergang gemacht. Juchu, meine endlich perfekt eingelatschten Markenwanderschuhe, die ich im Sommer so günstig erstanden habe, sind absolut schneetauglich, die Füße blieben selbst beim Querfeldein traben warm und trocken.

Es braucht nicht viel, um mich glücklich zu machen - nur viel Landschaft und halbwegs gute Schuhe, um drin rumzulatschen. Nach 1-2 Stunden ist alle prima, die Welt ist mit mir 100% im Reinen, da brauch ich kein Auditing, keine Selbsthilferatgeber und kein Gehirndoping für.

Knabber an einem gefriergetrockneten Apfel, der es bis in den Winter gepackt hat, und beobachte die Amseln, die es mir gleich tun. Ich laufe über Felder, wo nur Rehe, Hasen und Wildschweine vor mir ihre Spuren zogen.

Und auch, wenn ich trotz wenig Arbeit prächtig verstehe, mich selbst zu nerven und zu stressen - dass es in der Zeit als neue, bahnbrechende Erkenntnis verkauft wird, es sei sinnvoll, wenn Mensch auch mal im Kopf zur Ruhe komme - das ist doch mal wieder so ein Produkt der "schwatzenden Klasse". Ich weiß nicht mehr, ob dieser schöne Ausdruck irgendein neokonservativen Geschmäckle hat, aber seis drum - vielleicht sinke ich ja nur intellektuell auf den Odenwälder Stammtisch hinab, aber ich habe immer mehr das Gefühl, die ganzen 70h/Woche-Leistungsträger, die Vordenker, Manager, Meinungsbilder und anderen bundesrepublikanischen Eliten wissen langsam wirklich nicht (mehr?), wie es ist, hier unten in Bodennähe Mensch zu sein. Auch mal ausspannen, ned immer nur reinstressen - das kann dir jeder Bauer hier sagen, dass das Not tun.

Geärgert hat mich auch ein Zeit-Artikel vor 1-2 Wochen, in dem das Glück der Hausfrau besungen wurde, die ihre Kiddies aufwachsen sieht oder sich um liebe zu pflegende Angehörige kümmert. Das mit den Kindern glaube ich ja noch, aber wer es als beglückend empfindet, zu sehen, wie die eigenen Eltern (oder, Horror, die Schwiegermutter???) langsam geistig ins Nichts zurücktaumeln, ohne dass man das gewählt oder gewünscht hat, der sollte sich mal bei mir melden, dann darf er ab und zu meine Mutter bespaßen ;-)


Response to Emily (and I am not looking so much like a pregnant pear as this shadow!)

1 Kommentar:

Diana Kennedy hat gesagt…

Ja, der Artikel ist ein in flotter Sprache getarntes, konservatives Genöle über den Verlust traditioneller Werte. Das wird spätestens klar, als auch noch über die Säkularisierung jejammert witrd. Die These, dass man den Menschen durch Appell an den Egoismus zum führsoglichen Elternteil / Pflegenden Angehörigen machen kann, ist Schwachsinn hoch drei. Erstens, wie Du selbst sagst, NIEMAND wünschst sich, den Verfall seiner Eltern begleiten zu müssen, so masochistisch ist keiner. Und was die Kinder betrifft: Kinder zu haben aus Egoismus (Weil die einem ausfüllen sollen) ist ja schon mal die gänzlich falsche Voraussetzung.