09 Juni 2009
Die dritte Falle
Es gibt ein paar schwer zu vermeidende Denkfallen, die das Leben unnötig erschweren. Zwei davon sind mir schon lange präsent (was nicht heißt, dass ich sie konsequent vermeide...), woher auch immer, es würde mich nicht wundern, wenn mir der Gedanke aus einem Watzlawick-Buch zugeflogen wäre.
Die erste Falle nenne ich die "Wenn ich erst mal"-Falle. Wer kennt das nicht - jetzt, hier und heute bin ich mit meinem Leben unzufrieden, aber wenn ich erst mal - den Job habe, das Kind habe, den Mann habe, die Traumfigur habe, das Diplom habe, das Haus habe - DANN kann und darf ich glücklich sein.
Funktioniert aber nicht.
Natürlich gibt es Lebensumstände, die verändert werden müssen, wo sich kaum ein Mensch wirklich wohl fühlen kann; aber insgesamt ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich Glück nach erfüllten Bedingungen automatisch einstellt, gering.
Die zweite Falle nenne ich die "Ach hätte ich doch nur"-Falle. Hier werden die Ursachen für die Unzufriedenheit in der Vergangenheit gesucht, und das ist fast noch schlimmer, denn daran lässt sich gar nichts mehr ändern. Wahlweise grämt man sich dann über eigene Fehlentscheidungen, oder aber das Schicksal, das Universum und der ganze Rest wird angeklagt - ach, hätten mir meine Eltern doch nur ein Studium finanziert! Wäre ich doch nur in Frankreich aufgewachsen! Wäre doch nur mein Mann bei mir geblieben! Hätte ich doch einen anderen Beruf ergriffen!
Die Klagen können durchaus berechtigt sein. JedeR trifft Entscheidungen, die sich im Nachhinein als unglücklich oder falsch herausstellen. Andererseits - es ist nicht mehr zu ändern, verstellt den Weg zu neuen Perspektiven und befördert außerdem den Irrglauben, mit Studium, anderem Mann oder anderem Job wäre nun alles besser.
Die dritte Falle, die mir erst in den letzten Monaten deutlich bewusst wurde, nenne ich die "Ich müsste eigentlich"-Falle. Sie ist verwandt mit der "wenn ich erst mal".-Falle, legt aber den Schwerpunkt auf unsere eigene Verantwortung für unser Tun - oder besser Nichtstun.
Das ist die Falle für Prokrastinatoren - ich müsste mal wieder aufräumen (in Beziehungen oft: "wir" müssten mal wieder aufräumen... ;-)), abnehmen, Bewerbungen schreiben, dichten, Sport machen, Freunde treffen, Pläne schmieden... nichts davon wird getan, nur das Grübeln um das, was getan werden sollte (und ob und wie und wann...) steigt und steigt, und gleichzeitig das schlechte Gewissen. Mir hilft es, mir immer wieder zusagen - ok, tu es! Oder lass es! Aber grüble nicht so viel drüber nach!
(Habe heute meinen Klugscheißertag, ich weiß...)
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3 Kommentare:
in Beziehungen oft: "wir" müssten mal wieder aufräumen... ;-)
:D
Gut gebrüllt, Löwin! :-)
Kommen mir bekannt vor die Fallen, teilweise sogar vertraut ....
LG Esme
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