20 November 2008

Engelsduft

Sie stand vor der Tür und sah schon etwas erbärmlich aus. "Komm", sagte ich, "Raureif liegt morgens schon auf den Wiesen, es wird Zeit für dich, drinnen zu überwintern."

Drinnen zögerte ich. Erst mal noch ein paar Tage Licht und Wärme, bevor sie in die dunkle kühle Garage verbannt wird, dachte ich und klaubte eine schlafende Raupe von ihr ab.

Einige Tage später wollte ich sie endlich wegräumen, sah dann aber, wie sich langsam, langsam eine Blütenknospe bildete, dann noch eine. Bisher hat sie noch nie geblüht, also ließ ich sie in Frieden und goss sie wieder etwas mehr.

Die Blütenknospen wurden länger und länger, fast so lang wie mein Unterarm. Dann entfalteten sich, gelb-rosa, spitzipfelig - die Trompeten.

Doch erst am nächsten Abend, als es dunkel wurde, bemerkte ich noch etwas anderes - ein starker, süßer, fast schon penetranter Geruch nach Blume hebt sich von den Blüten empor, wenn es Nacht wird. Er verteilt sich durch die ganze Wohnung, begrüßt einen schon an der Eingangstür.

Zum Glück bin ich erwachsen und nicht mehr sehr an Experimenten interessiert, denn ich dachte schon ein paar Mal - ob es wohl auch so blumig-lecker schmeckt, wenn man sie raucht?


3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich befürchte, dass der Geschmack das kleinste Übel sein wird :D

Anonym hat gesagt…

Oha, vorsicht vor lila Elefanten...;-) Diese Daturaabart ist nicht weniger giftig als ihre wilde Verwandte...

Anja

Bodecea hat gesagt…

*G* - keine Sorge, mit der Familie Datura habe ich vor vielen, vielen Jahren meine erste und wahrscheinlich letzte intensive Begegnung gehabt...