Gestern habe ich mir anlässlich des Jubiläums meiner Geburt einen schönen faulen Tag gemacht. Rhinovirusreste und trübes Wetter luden und laden auch nicht gerade dazu ein, intellektuell auf Höhenflüge zu gehen, und mit meiner Schreiberei komme ich auch grade nicht weiter. Vielleicht bin ich zu ausgeglichen?
Statt dessen lustiges (der weiße Riese, quatsch! Neger! Wumbaba) und denkreiches (Magischer Schutz von Luisa Francia) gelesen, guten Rotwein geschlürft und laut Hagalaz Runedance gehört.
Das Buch von Luisa Francia gefällt mir - wie viele von ihr - wirklich gut, ich bin versucht, es alle Seite niedersinken zu lassen und laut zu rufen: "Recht hast du, Luisa! Genauso ist es! Warum vergesse ich es immer wieder!"
Am Sonntag hörte ich im Radio eine Sendung zum Thema Luxus. Irgendein Restaurant bietet eine goldüberzogene Süßspeise im Goldbecher an, die so viel kostete, dass ich mir davon 2-3 Jahre ein schönes Leben machen könnte. Britney Spears, hieß es auch, vertelefoniere 2500 Dollar im Monat. Zuhörer riefen an und erzählten, dass der größte Luxus sei, wenn sie mal kurz Zeit für ihre Familie hätten. Andere, die für 800 Euro im Monat Vollzeit an einer Tanke arbeiten und damit Weib und Kind durchbringen müssen, erzählen, dass es für sie Luxus ist, Geld für Kippen zu haben.
Ich kenne Menschen, die mehr Geld haben, als sie mit ihren jährlichen ausgedehnten Reisen und einem Ferienhaus im Süden ausgeben können, einen Stall wohlgeratener Kinder, eine r0buste Gesundheit, ein schönes Haus - und die ununterbrochen unglücklich sind, weil doch immer etwas fehlt, die Traumfigur vielleicht oder der besondere Kick oder die spirituelle Erleuchtung.
Ich selbst, merke ich, lebe im Luxus. Ich habe nie Traumata oder sexuelle Verletzungen, Krieg oder Folter miterleben müssen. Ich habe viel Zeit und nur selten Langeweile, ich kann meistens tun, was ich will, und habe das Glück, trotzdem im rechten Moment hier und da an etwas Geld zu kommen. Ich habe Freunde. Ich liebe Bücher, ein Luxus, den man sich immer leisten kann, Bibliotheken und Flohmärkten sei Dank. Ich habe eine schöne große Wohnung mit Blick ins Grüne und sogar wohlriechende Badezusätze. Ich habe eine dicke warme Katze und einen Mann aus der seltenen Spezies "emanzipiert, aber kein Weichei, intellektuell, aber sinnlich".
Luxus, meinte eben dieser Mann denn auch zu der Radiosendung, "Luxus ist es für mich, kein Handy zu brauchen."
6 Kommentare:
Na dann herzliche Glückwünsche für das kommende Lebensjahr! *knuddels*
Ich finde Deine Gedanken zu Thema Luxus prima. Ich denke ähnlich. :-)
LG BärenSchwester
Herzlichen Glückwunsch nachträglich zum Geburtstag :-) *bunte Herbstblumen rüberreich*
Über Luxus, was das für wen ist, habe ich mich mal ziemlich lange mit meiner Mutter unterhalten. Fazit damals war, jede/r hat eine unterschiedliche Vorstellung davon, interessant fand ich, dass jede/r, der Ansicht ist Luxus im Leben zu haben.
Da frage ich mich grad nach der Definition. Ist Luxus nicht einfach nur dass was uns hochhält, uns weitermachen lässt, uns ermutigt weiter zu gehen um Träume zu erfüllen, egal ob sie bescheiden oder Luxus sind? Ist Luxus wirklich heutzutage etwas auf das mensch verzichten kann?
Wie unterschiedlich das gesehen wird habe ich 1989 bemerkt, als ich aus der DDR nach Bremen kam. In der DDR war Kaffee Luxus, ganz klar und ohne Frage.
Im Auffanglager bekamen wir kostenlos Grundnahrungsmittel, darunter war zu meinem Erstaunen Kaffee.
Heute zählt auch für mich Kaffee zum Grundnahrungsmittel ... die Zeit verändert sich und mit uns die Ansprüche?
Nachdenkliche Grüße
Esme
Danke für die Glückwünsche!
@Esme - das finde ich ja eben das Bedenkliche - für uns Menschen wird ein Luxus, immer wieder genossen, schnell zur Selbstverständlichkeit, und Hunger nach dem größeren Luxus wird wach. Da eine Bremse reinzuhauen und sich auch nach Jahren noch an dem "selbstverständlichen" Luxus von... was immer, einer Geschirrspülmaschine, festem Schuhwerk, gutem Essen, kleinem Auto erfreuen zu können, das ist wichtig, finde ich.
Kam ja sogar mal bei einer Studie raus - Reichtum über das existenzsichernde Minimum hinaus macht Menschen nicht glücklicher, zumindest nicht auf Dauer.
Bodecea
Ach, hab ich total übersehen - herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!
Na dann weiß ich ja warum ich mich (meistens)glücklich fühle ...
Aber im Ernst, vor Jahre als es mir finanziell viel besser ging, hatte ich weniger Lebensqualität als jetzt. Ich glaube nicht, dass das nur am Älterwerden lag ... sicher heute würde ich mich auch anders verhalten, aber wahrscheinlich hätte mich die Wohlstandsspirale gefangen ...
Alles Liebe
Esme
Oh, Luxus. Dinge, die man sich nicht leisten SOLLTE, es aber trotzdem tut. Nicht den Garten rechen. Eine Badewanne voll heissem Wasser. Zeit verschwenden, indem man was tolles zu Essen kocht und das dann auch in ruhe verzehrt. Ein Spaziergang, anstatt zu arbeiten. ich frag mich, was leute davon haben, 70 std. die woche zu arbeiten, nur um ein größeres auto zu haben. Mal rechnen:
50000 € sind 500 Arbeitsstunden bei 100 € sind 10 Wochen sind 2,5 Monate echt gut bezahlte Arbeit.
Ich bin lieber 3 Monate faul. Welch Luxus. Vor allem, weil mein stundenlohn ja eh´viel niedriger ist :D
Und die Francia ist gut. Wenn sie nur nicht .... nunja :)
WirrLicht
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