23 August 2007

Zeichen

In den letzten Tagen, Wochen und Monaten ist meine Laune nicht sehr prächtig gewesen, muss ich gestehen. Saturnjahr und allgemeine Prüfungszeit hin oder her – ich fühle mich unsicher und in Frage gestellt wie schon lange nicht mehr, vor allem meine Zukunft, allgemein und beruflich, scheint so unklar und unsicher. Mir geht vieles auf den Wecker. Ich bin unzufrieden und weiß nicht, was ich will. Und trotzdem habe ich ein Gefühl, als ob es irgendwie vorangeht. Als ob es schon mal eine Verbesserung wäre, dass verdrängte Probleme nun offen und nicht mehr wegdiskutierbar vor mir liegen.

Zufrieden macht das aber nicht gerade. Ich fühle mich so angreifbar, verwundbar.

Da gegen schlechte Laune bei mir immer lange Spaziergänge hilfreich sind, ging ich auch heute mal wieder los. Ein bisschen murrte ich die Götter an – jetzt sagt mir doch mal was, zeigt mir doch mal was! Was muss ich tun, zum zu wissen, was ich wirklich vom Leben will, was tun, um es zu erreichen? Das kritzelte ich bei einer Pause in mein Tagebuch.

Die Antwort auf diese Frage lag wenige Meter später auf meinem Weg – eine Schlangenhaut!

Ich habe noch nie in meinem Leben eine gefunden, und überhaupt – es gibt hier nicht sehr viele Schlangen, nur wenige Ringelnattern, vielleicht ein paar Kreuzottern. Ich habe schon sehr lange keine mehr gesehen.

Ehrfürchtig knipste ich die Haut und nahm sie vorsichtig an mich. Was ein tolles Zeichen, dachte ich! Und auch eine Erklärung, warum ich so viel gerne – vorerst – ablegen möchte, abstreifen, meine Ruhe haben. Wieso ich mich wund fühle, gefesselt und mich erneuernd zugleich.

Danke, lieber Gott des Wanderns, murmelte ich, wer immer du auch bist. Da blitzte vor meinen inneren Auge deutlich ein lachendes Gesicht auf, mit Augenklappe, auf dem Kopf ein Schlapphut. Natürlich! Odin, der Begleiter meiner Runenwanderungen.

Ich entschuldigte mich bei ihm für meine Ignoranz. Odin ist der einzige männliche und germanische Gott, zu den ich eine enge und freundschaftliche Beziehung aufgebaut habe. Er hat mir sehr viel dabei geholfen, die mir doch anfangs regelrecht unsympathischen Runen zu erkunden. Er gab – vielleicht - meiner Heimat ihren Namen. Und laut der hiesigen Sagen wandert er als „alter Gott“ nur wenige Kilometer entfernt meines Eltern- und Wieder-zu-Hauses in einem Waldstück umher, foppt die Leute, hilft ihnen aber auch, den rechten Weg zu finden. Am Rand dieses Gebietes ist eine Steingruppe, die Opfersteine. In den Sagen heißt es, es gäbe einen alten Altar vom alten Gott hier – ich habe irgendwann beschlossen, dass die Felsen das sein müssen.

Ich opferte ein bisschen was, tankte Kraft. Guck mal wieder ein bisschen mehr in die Runen, riet Odin mir. Mach ich!

Die Busladung voll Rentnern, die – ungewöhnlich an einem Wochentag – auf dem großen Fernwanderweg direkt neben der Steingruppe (da, schon wieder der Wanderbezug!) vorbeiliefen, störten mich nicht.

Komisch war, dass das Wasser, das ich in eine der "Opferhöhlungen" goss, wie lebendig vor sich hinblubberte - was sich aber absolut nicht fotografieren ließ.

Ach, es tut so gut, wenn mal wieder irgendetwas stimmig ist, passt.

Nachtrag:

Die Kreuzotter gibt es hier laut einigen Quellen nicht, laut anderen doch; dafür aber recht sicher die Ringelnatter (Natrix natrix), Schlingnatter (Coronella austriaca) und Äskulapnatter (Elaphe longissima)

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