Irgendwie merkwürdig; obwohl ich doch fast schon eine rechte Vorzeigeheidin bin, ungetauft, atheistisch aufgewachsen, früh schon dem Magischen zugetan und nie in enger Verbindung zum Christentum, berühren mich oft Darstellungen der Maria sehr. Es ist ja auch kein Geheimnis, dass das frühe Christentum einiges an heidnischen Göttinnenvorstellungen dort hineingeben hat; die Darstellung Marias mit dem Kind erinnert an Isis mit ihrem Sohn Horus, und viele Marienfeste gehen auf heidnische Vorstellungen zurück.
Natürlich rümpfen möglicherweise einige „very true Heiden“ darüber die Nase; aber ich habe oft den Eindruck, dass hinter dem frommen Kitsch der (katholischen) Kirche unter Marias blauem Mantel mit die ältesten traditionellen Verehrungen der Göttin, die ohne Unterbrechung überliefert wurden, ruhen. Natürlich blieb dabei von der Göttin nicht mehr als der stark reduzierte Einzelaspekt der keuschen Mutter.
Und dennoch; wenn ich in eine Kirche gehe, in der die Gläubigen, den Hauptaltar und das Kreuz ignorierend, in einer Nische zu Maria beten, zu der großen Mutter, die für alles Verständnis hat, die immer und ohne zu richten tröstet und hilft... wenn die Menschen dort Kerzen anzünden und Dankesgebete aussprechen, dann kribbelt es in mir von Kopf bis Fuß, so stark spüre ich die Anwesenheit der Göttin. Besonders in einer Bergsträßer Marienwallfahrtsstätte spürt man als sensitiver „Eso“ eine starke Energie; und sie ist eindeutig freundlich.
2 Kommentare:
Seltsam oder? Mir ist schon mehrfach aufgefallen, dass die „MusterheidInnen“ ohne Vorbindung an eine christliche Kirche meist noch eher mit christlichen Elementen in ihrem Heidentum klarkommen, die unterschwellig trotzdem christlich geprägten Dinge sogar meist eher durchschauen, als die „ÜberläuferInnen“.
Wobei ich auch das Gefühl hab, dass Leute, die in den christlichen Kirchen für sie positive Dinge erlebt haben, deren Entwicklung dort evl. gefördert wurde etc., auch dann noch mit dem Christentum weniger Probleme haben, wenn sie sich einen anderen Weg gesucht haben.
Scheinbar lassen die christlichen Gottheiten durchaus den Mix zu. Ausnahmen bestätigen sicher die Regel. Ich war mal in Glastonbury in einer kleinen Kapelle. Kaum, dass ich saß, glotzt mich die lokale Fassung von Jahwe an und meinte ziemlich drohend, er wäre der Herr, mein Gott und ich solle keine anderen Götter haben neben ihm. Ich bin grußlos gegangen.
Aber ich liebe z.B. venezianische Kirchen. Die eigene sich bestens für Gespräche mit verschiedenen Gottheiten. Sicher lassen sich von hier aus nicht alle gleich gut erreichen. Aber es ist wie eine Telefonzelle, die auch Gespräche ins Ausland ermöglicht. Oder isses vielleicht gar nicht Ausland?
Und, mal ehrlich, es kann doch niemand im Ernst glauben dass Maria die keusche Göttin iss, die die ChristInnen sich darunter vorstellen. Ich sach auch nich allen Leuten, was ich so den ganzen Tag über treibe, vor allem wenn ich sowieso davon ausgehen muss, dass die das nich verstehen. Die wissen dann halt nur die Hälfte von mir und alle sind zufrieden. Die andere Hälfte würde sie wohl eher vor Probleme stellen, wenn sie sie denn überhaupt sehen wollen würden.
So ähnlich kommt mir das mit Maria in den katholischen Kirchen auch vor. Ich hatte bislang keine Probleme, mit ihr auch über sehr unkeusche Dinge in Kirchen zu reden. Und sie hatte erst recht keine Probleme.
Meine Lieblingskirche derzeit ist eine Ruine in Nordengland. Dort haben sie mir gründlich klar gemacht wie das läuft. Bei mehreren meiner Aufenthalte dort hatte ich zunächst tatsächlich immer ein Marienbild vor der Nase. Es ist eben eine Marienkapelle gewesen und wird teilweise nach wie vor als Ort der Maria genutzt, auch von ChristInnen, wie es scheint. Allerdings suchte sie, irgendwie rückwärts in der Zeit wie mir schien, ein Bild von sich, das zu mir passen würde. Was immer es „kulturhistorisch“ gewesen sein mag, die christliche Maria sicher nicht. Trotzdem und das ist für mich der Witz daran, erschient die Göttin den ChristInnen dort eben als Maria. Wenn die das so wollen...
Alles Liebe. MdW
Hallo mdw,
Danke für deinen Kommentar! Ich denke, mich haben halt auch freiwillige und anfangs eher als positiv empfundene Jahre im katholischen Reliunterricht geprägt. Christentum war für mich lange Zeit weder Papst noch Moraltheologie, sondern Marienstatuen, Bilder malen, Lieder singen, Spiele spielen, Weihrauch schnuppern und Blumen pflücken (für Blumenteppiche bei der Fronleichnahmsprozession). Irgendwie bin ich dankbar für diesen Blickwinkel.
Bodecea
Kommentar veröffentlichen