Heute ist endlich mal wieder ein sonniger Wintertag, den ich genutzt habe, um einen langen Spaziergang zu machen und mich dabei mit Ehwaz zu beschäftigen. Dabei sind mir auch eine Menge interessanter Gedanken durch den Kopf gegangen, nur leider kann ich sie kaum zueinander und zu der Rune Ehwaz in Bezug setzen. Daher habe ich mich vor allem damit vergnügt, die Rune – die aussieht wie ein M – in der Natur zu suchen und zu fotografieren. Dies kam mir richtig vor. Dabei fing ich ein paar Gedankenfetzen ein...
Ehwaz, die hilfreiche Kraft
Dies ist für mich die wichtigste und naheliegenste Bedeutung der Rune. Das Pferd erleichtert dem Reiter seinen Weg; Ehwaz deutet auf eine – möglicherweise verborgene – Quelle der Kraft und Hilfe hin. Das ist kein dunkler Brunnen wie die, die Thurisaz oder Algiz speisen, sondern eine sehr einfach, positive, animalische und unbewusste Kraft.
Vielleicht die Sexualität, die Triebebene?
Efeu
Efeu wächst, wie mir bei meinem Spaziergang auffiel, wirklich überall, schlängelt sich bis in die Kronen von Bäumen hinauf, überzieht Felsen und den nackten Boden. Es ist immergrün und sehr stabil. Lange lief ich und überlegte, wo ich bitte schön ein Stück Efeu herbekommen sollte, dass dick, gerade und bereits tot war. Hör auf, zu suchen, dachte ich dann, lass dich treiben und schau und greif zu, wenn sich die Gelegenheit bietet –die alte Wu Wei Regel. Und kaum hatte ich das gedacht, fand ich ein geeignetes Stück Holz – oder sagen wir, zumindest hoffe ich, dass es sich unter der haarigen Schale verbirgt, die ich noch nicht gelöst habe.
Der Efeu hat übrigens verschiedene Bedeutungsebenen; in der Blumensprache steht er für Liebe, und unsere heutige Herzchen-Darstellung stammt eigentlich vom Efeu als Liebessymbol – und war zunächst grün. Zugleich ist er als immergrüne Schlingpflanze ein Symbol für Leben und Tod zugleich – was sie umschlingt, hält sie fest bis zum Tod und darüber hinaus.
Pferd
Den Aspekt des Pferdes finde ich bei dieser Rune am interessantesten. Schon kurz nach dem Loslaufen begrüßten mich denn auch Hufabdrücke, die mit etwas Phantasie der Ehwaz-Rune ähneln und mich fast den ganzen Spaziergang begleiteten.
Ich habe auf meinem Weg auch das „Stennen Ross“ (bzw. den „Steinernen Gaul“) eingeplant, ein alter Grenzstein aus der Zeit um 800 nach Christus, der auch angeblich zuvor Opfer- und Kultstätte eines Pferdekultes war.
Auch hier findet man mit etwas Phantasie ein M auf dem Stein:
Nach meinen Kenntnissen waren Eponakulte bei den Festlandkelten, die sich mit der römischen Kultur vermischten, sehr beliebt. Doch auch die Germanen widmeten dem Pferd – vor allem Odins magischem achtbeinigem Pferd Sleipnir – ihre Aufmerksamkeit. Ein Hufeisen über der Tür steht seit alten Zeiten und bis heute für (Odins) göttlichen Schutz über das Haus.
Ich legte aus Stöckchen eine Ehwazrune auf den „Pferdehintern“ – und entdeckte beim Efeusuchen wenige Meter von dem Pferdestein entfernt einen sogenannten Schalenstein. Von solchen Steinen heißt es oft, dass ihre schalenartigen Vertiefungen Opferriten dienten. Seltsam – diesen Schalenstein habe ich noch nie dort entdeckt.
Der Weg
Manchmal liegt die Hilfe auf dem Weg.
Ähnlichkeiten mit anderen Runen
Ich hatte das starke Gefühl, dass diese Rune mir „verbal“ wenig zugänglich ist. So eng sie auch äußerlich mit der Mannazrune verwandt ist, so ist sie doch einfacher, gradliniger, wortloser, als würden ihr die zwei Striche der Mannazrune, die abgeschlossenen Dreiecke bilden, fehlen, um etwas festzuhalten. Doch gerade dadurch, so sinnierte ich unter dem blauen Winterhimmel, macht sie uns den Weg frei zum Handeln. Die weltliche Bedeutung der Rune ist für mich die des Pferdes als Symbol für eine kraftvolle, liebevolle, aber wortlose Hilfe, die uns hilft, leicht und ohne Sorge unserer Wege zu gehen. Anders als bei Raido, dem Ritt, geschieht dies nicht in heroischer Manier mit dem gezückten Schwert in der Hand, sondern eher ein Fortkommen, wie das Wasser fließt – langsam, stetig, Hindernisse umfließend oder durchdringend, eher eine Art des Wu Wei.
Eine andere Sicht ist die der Ehwazrune als zwei gespiegelte Laguzrunen; vielleicht kommt daher auch die von mir zwar mehrfach gelesene, aber für mich nicht stimmige Interpretation von Ehwaz als einer Beziehungs- oder Eherune. Eher denke ich an den Blick einer Seele in einen Spiegel; die gewendete Laguzrune könnte dabei für das passive, empfangende stehen, ein Austausch zwischen den offensichtlichen und den verborgenen Seiten in einem selbst.
Und da ich in Ehwaz einen freundlichen und heiteren Aspekt gefunden habe, hier noch ein amüsantes Bild.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen