22 November 2005

Runenstabherstellung

Wie inzwischen wohl dem geneigten Leser bekannt ist, habe ich vor einem guten halben Jahr beschlossen, mir die mir so fremden Runen Stück für Stück anzueignen; ich habe dabei mir zwei Brücken gebaut, zum einen habe ich ein gemeinsames Runenprojekt im Pesel angeregt, bei dem wir uns über jeweils zwei Runen im Monat austauschen. Zum anderen habe ich in meinem jugendlichen Leichtsinn beschlossen, ein Set aus Runenstäben (ungefähr in Fingergröße) aus Ästchen herzustellen, die wiederum von den Bäumen stammen, die (zumindest nach irgendeiner der vielen oder meiner ganz persönlichen Korrespondenztabelle) der jeweiligen Rune zugeordnet sind.

Da ja das Herstellen der Runenstäbe selbst ein wichtiger Bestandteil meiner Runenarbeit ist, ich sie aber in meinen eher philosophischen Betrachtungen zur Rune und dem zugeordneten Baum meist gar nicht mehr erwähnt habe - oft musste ja Holz auch eine Weile trocknen oder ich kam einfach nicht dazu, die Rune sofort zu schnitzen - hier ein paar Anmerkungen.

Zu der Herstellung selbst - ich nehme jeweils einen mehr oder weniger fingerdicken Ast des Baumes mit, den ich besuche; soweit es geht, verwende ich Fallholz, um den Baum nicht zu beschädigen, aber auch, weil sehr frisches Holz schwer zu verarbeiten ist. Ich entferne die Rinde, säge eine geeignete Länge ab, schleife das Hölzchen halbwegs glatt und schnitze dann mit einem Schnitzmesser die Rune hinein. Später poliere ich sie mir Antikwachs, das besteht großteils aus Bienenwachs und riecht sehr gut. Vor dem Wachsen kann man die Rune noch einfärben, oder aber mit einer Flamme das Holz ganz leicht ansengen, damit sie sich deutlicher abhebt.

Natürlich werden das handwerklich gesehen keine Kunstwerke, aber es steckt Engagement darin.

Hier nun ein paar Anmerkungen zu den Runenstäben, die ich bisher gebastelt habe (wird ergänzt). Mag sein, dass sich darin noch weise Erkenntnisse verbergen;-).

Zuvor noch eine Anmerkung - wenn man ein Runenset aus einer Holzart verwendet, nutzt man dafür meist Scheiben eines gut gelagerten Astes. Welche nun DIE geeignete Sorte ist, darüber streiten sich die Gelehrten; Buche, Esche und Eibe scheinen häufig vertreten zu sein. Ich würde demjenigen, der sich die Arbeit machen will, raten, sich mit der Bedeutung der Bäume auseinanderzusetzen und einen Baum zu wählen, der ihm symbolisch zusagt (und nebenbei auch noch möglichst leicht zu finden und zu verarbeiten ist).

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Fehu

Hier war ich sehr angenehm überrascht, dass das Holunderholz so stabil und schön gemustert war. Es war lange nicht so weich und schwammig, wie ich vermutet hatte.

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Uruz

Hier hatte ich auf einen "ungewöhnlichen" Baum zurückgegriffen, die Sequioa bzw. den Mammutbaum. Das Holz ist wunderschön golden glänzend und ließ sich, obwohl fest und stabil, leicht bearbeiten.

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Thurisaz

Hier hatte ich Schlehen- bzw. Schwarzdornholz verwendet. Das Holz war eines der härtesten, die ich benutzt habe, ließ sich aber trotzdem ganz ordentlich bearbeiten und fühlt sich schön glatt an. Es ist von einem dunkleren Farbton.

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Ansuz

Hier war das Hauptproblem, eine Esche zu finden (offenbar wachsen diese hier nicht sehr oft), das helle Holz ließ sich dann aber leicht schnitzen.

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Raidho

Hier hatte ich es mit typischem Eichenholz zu tun - hart, kantig und doch gut (mit viel Kraft) zu verarbeiten. Der Stab geriet mir allerdings überproportional dick im Vergleich zu den anderen - eher ein sehr sehr kräftiger Daumen als ein Finger!

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Kenaz

Das Kiefernholz ist ja jedem bekannt, der schon mal einen Möbelmarkt betreten hat. Es ist gelblich, dunkelt stark nach und ist recht weich. Abgesehen davon, dass Kenaz zu kurz geraten ist, sieht es gut aus und fühlt sich angenehm an.

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Gebo

Ulmenholz ist weich und leicht zu bearbeiten (wobei ich nicht 100%ig sicher bin, ob es wirklich Ulmenholz ist, was ich verwendet habe...). Allerdings ist es durch eine weit verbreitete Erkrankung von Ulmen, das sogenannte "Ulmensterben" schwer, einen geeigneten Baum zu finden.

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Wunjo

Fichtenholz ist, ähnlich wie Kiefernholz, weich und leicht zu bearbeiten. Manchmal ist es ziemlich harzig.

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Hagal

Ebereschenholz ist recht hart., aber gut zu schnitzen.

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Naudiz

Der Buchenast, den ich für Naudiz mitgenommen hatte, stellte sich zu Hause als sehr alt heraus. Das Holz war bereits morsch und grau. Aber ich finde das passend für das, was die Rune verkörpert, und leimte das Holz geduldig ein halbes Dutzend mal, bis es stabil genug war, um es zu bearbeiten. Grau ist es aber geblieben.

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Isa

Das Holz der Schwarzerle ist recht hart und hat eine hübsche leichte rötliche Färbung.

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Jera

Haselnuss ist ja das Zauberholz für Stäbe schlechthin. Es ist angenehm und eher leicht zu bearbeiten, ohne allzu weich zu sein. Zumindest war es bei dem Ast so, den ich mitnahm.

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Perthro

Das Holz der Zitterpappel/Espe ist dem der Weide sehr ähnlich, siehe Laguz.

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Eiwaz

Das Holz der japanischen Sicheltanne, die ich hierfür verwendete, war schwierig zu bearbeiten; vor allem eine zähe, faserige und klebrige Rindenschicht musste mühsam abgekratzt werden. Das Holz darunter ist hell und schön, war aber in meinem Fall von vielen winzigen Astlöchern durchsetzt, in denen die rote untere Rindenschicht noch sichtbar ist.

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Algiz

Hier fiel mir, wie erwähnt, der passende Eibenast, fertig zurechtgesägt, vor die Füße - bzw. lag er am Wegesrand, wo gerade im Park eine hohe Eibe gefällt wurde. Eibenholz muss theoretisch jahrelang lagern, um optimal verarbeitet zu werden, aber bei so kleinen Hölzchen ist das nicht unbedingt nötig. Das Holz fühlt sich wunderbar samtig an und hat eine schöne Färbung - innen ist es rötlich, außen blass honiggelb. Der Geruch der frischen Rinde ist unangenehm und erinnert an die Giftigkeit der Eibe. Da ich an dem harten Holz ausrutschte und mit erst mal ein bisschen in die Hand schnitt, kam ich auf die Idee, die Rune mit Blut einzufärben. Das Resultat gefällt mir so gut, dass ich überlege, von den anderen Stäben die Runen vollständig vom Wachs freizukratzen und es auch bei diesen nachzuholen. Aber das hat mindestens Zeit bis ich ohne Schnitte in die Hand über ausreichend Eigenblut verfüge ;-).

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Sowilo

So schwer es war, einen Wacholder zu finden, so sehr entschädigt dieses wunderschöne Holz dafür. Hart, aber ganz gut zu bearbeiten, hat es eine schöne Maserung.

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Tyr

Meine Güte, war das Holz so zäh. Da ich trotz intensiver Suche keinen einzigen abgestorbenen oder abgefallenen Ast entdecken konnte, mühte ich mich mit meinem stumpfen Immer-dabei-Messer, einen lebenden Ast abzusäbeln... auch später und gut getrocknet blieb das Holz widerspänstig, splitterte eher, als dass es brach und verlor trotz Abkratzen der Rinde und Trocknung nicht seine leicht grünliche Farbe.

Später habe ich übrigens noch einmal Stechpalme verwendet - diesmal als Scheibe für ein Amulett. Halbwegs getrocknet ist es steinhart und hat eine milchige Färbung fast wie Elfenbein. Auch ist es kaum gemastert - ein sehr schönes Holz!

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Berkana

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Ehwaz

Ok, Efeu ist jetzt nicht gerade das ideale Schnitzholz; ist ist sehr weich, bröselig und faserig. Aber es reichte für seinen Zweck, und ich hatte das Glück, ein kaum verwurmtes Stückchen gefunden zu haben.

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Mannaz

Hier war meine Hauptsorge, ob ein Ästchen Wein überhaupt stabil genug für eine Rune sei oder aber mir einfach wegbröselte. Eigentlich ist das ja - zumindest in den dünneren Teilen - eher ein Stängel als richtiges Holz, aber der Effekt war zufriedenstellend.

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Laguz

Hier war auffällig, dass der Weidenast auch eine sehr schöne Maserung hat. Das Holz der Weide ist weich und lässt sich leicht sägen und schnitzen.

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Ing

Der erste Ast, den ich unter einem Apfelbaum auflas, entpuppte sich als morsches Stück Madenwohnhaus. Viele kleine glänzende Madenköpfchen schauten mich an, nachdem ich die Rinde abgesäbelt hatte. Igitt! Nach einiger Suche beschloss ich, einen frischen (und daher noch unvermadeten) Ast mitzunehmen. Dennoch war das Holz so weich und schwammig, dass ich es nur mühsam bearbeiten konnte.

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Dagaz

Hier war ich unsicher gewesen (und bin es noch), ob es denn überhaupt ein Geißblatt war, von dem ich einen Ast fand. Sei's drum - das dünne Holzstäbchen war erstaunlich fest und ließ sich nur schwer bearbeiten.

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Othala

Hier hatte ich statt dem zugeordneten Weißdortn spontan Kirschholz verwendet. Der Ast war ein kleines bisschen morsch, ließ sich aber noch gut verarbeiten.

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*soon more*

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