Uruz

Ur – Uruz – Mammutdialektik!

Die Verbindung von Uruz zum Ur ergibt sich ja sozusagen von selbst... was sich allerdings für mich ganz und gar nicht ergab, war eine für mich stimmige Verbindung zu einem Baum. Mehrere Bücher schreiben Birke – diese kam allerdings für mich nicht in Frage, da ich jedem Runenstab möglichst nur ein Holz zuordnen will (und Birke gehört für mich klar zu Berkana). Außerdem hat das, was spontan von Uruz „rüberkam“, für mich wenig mit lichten Birkenwäldchen zu tun.

Dank der Anregung von Heph, meinen Freund, habe ich mich ganz von den diversen Zuordnungstabellen gelöst und ein Stück Mammutbaum mitgenommen, auch wenn er ein Exot ist. Aber Ur greift für mich in so tiefe Schichten ein und ist so „urtümlich“, dass ich dies angemessen finde. Irgendwann, man bedenke, standen auch im ollen Germanien mal Mammutbäume.

Und so ging ich vor ein paar Tagen los und holte mir einen Ast von einem dieser fantastischen hohen Bäumen. Kennt ihr Mammutbäume? Die haben eine ganz dicke, weiche, faserige Rinde, fast wie Fell oder Stoff, aber das Holz ist hart und sehr schön. Vorletztes Wochenende bin ich noch einmal mit Freunden dort vorbeigekommen. Uruz scheint eine sehr gemeinschaftliche Angelegenheit zu sein! Mir ist auch aufgefallen, dass diese Bäume sehr oft zu zweien stehen. Bei manchen, das konnte man sehen, wenn man den Kopf tief in den Nacken legte, waren die Äste von jeweils zwei Bäumen in unterschiedlicher Richtung verdreht, einmal zu einem Wirbel im Uhrzeigersinn, dann anders herum (oder deosil und widdershins, wenn’s euch besser gefällt), als würden sie etwas durch ihre Kronen hindurchschleusen.

Was mich an dieser Rune sehr verblüfft hat, als ich über sie eine Weile las, ist ihr dualer, widersprüchlicher Charakter. Zum einen das, was ganz klar und eindeutig auf der Assoziationsschiene vom Ur zum Sternzeichen Stier läuft. Ich kann zwischen den beiden, nennen wir sie Archetypen, wichtige Verbindungen erkennen: Körperlichkeit, Robustheit, Gesundheit, Kraft, auch Lust auf Genuss und Lebensfreude. Aber Uruz beherbergt, so meine ich, auch das andere Elemente in sich; es ist dem Tieropfer zugeordnet, den Blut- und Schlachtfesten (Blots) zum Herbstende. Seine Zeit ist die des Skorpions, Samhain. Uruz beinhaltet auch das Dunkle, aus dem die Kraft hervorquillt, eine Kraft, die nicht nur gut und nett und rein ist, sondern auch sehr destruktiv sein kann. Ich lese bei Freya Answynn, dass Uruz dem Gott Thor zugeordnet ist, der wiederum das Kind von Odin und der Riesin Jörd ist. Das passt ja auch wieder! Denn Odin, der sich ja auch in eine Schlange und einen Adler verwandeln kann – typische alchemistische Transformationen des Skorpions – symbolisiert nicht schlecht den Skorpionaspekt. Während die rohe, tiefe Kraft des Riesen eher zu dem Stieraspekt passt. Finde ich zumindest.

Aber was möchte mir Ur sagen? An dieser Stelle möchte ich mich bei Chricken, dem Stiergeborenen, sehr bedanken, der mit mir Skorpionin die Rune intensiv angegangen ist, auch wenn ich nur wenig davon hier aufschreiben kann und will.

Achte auf deine Kräfte, deine Gesundheit. Pass auf, dass du dich nicht verzettelst in tausend Projekten, aber mache auch nicht den Fehler, die Kraft einfach nur zu deinem Vergnügen und Wohlbefinden unreflektiert fließen zu lassen. Dazu sind die dunklen Aspekte zu stark in Uruz, als dass man sie unbeaufsichtigt vor sich hin fließen lassen könnte.

Uruz gibt viel Kraft und eine robuste Gesundheit. Die Frage ist nur – was damit tun? Darüber sollte man ehrlich und offen nachdenken, ohne sich vom Grübeln vom Handeln abhalten zu lassen.