12 Mai 2005

Ansuz - erste Tapser zu den Runen

Ich hatte mir vorgenommen, mir im Laufe des nächsten Jahres ein Runenset aus Stäbchen aus den zugeordneten Bäumen zusammenzusuchen. Bisher blieben mir Runen eher verschlossen - dieses "germanische Männer-Zeug und so unintellektuell" und so weiter...*g*. Aber grade dann sollte man ja an etwas rangehen, wenn es sich schwer erschließt, meine ich.

Daher ja auch das Runenprojekt bei den Liekedelern 2005/2006.

Heute bin ich losgegangen, um für den Monat Mai Eschen (Anzus) und Eichen (Raido) im Wald zu finden und davon ein Ästchen für die Runen zu nehmen.

Ich bin mit leeren Händen, aber total vielen Gedanken im Kopf zurückgekommen.

Erst einmal – ziemlich bald habe ich beschlossen, dass mit dem Eichenästchen auf ein andermal zu verschieben. Ich habe schon diverse Orte im Kopf, wo sehr schöne Eichen wachsen, an die ich mich sozusagen wenden kann. Eichen sind offenbar nicht das Problem. Gilt das auch für Raido? Aber dazu mehr ein andermal.

Da ja Ansuz nach dem, was ich gelesen habe, für Inspiration und (göttliche spirituelle) Führung "von oben“ steht, schickte ich mit gemischten Gefühlen ein kleines Stoßgebet an Odin (leite meiner Schritte und lass mich finden, was ich suche) und tappte ohne große Pläne, wohin ich laufen wollte, los, hinauf in die Wälder hier über der Stadt und dort die Hügel entlang.

Ich versuchte, wie in einer Übung, die ich gerade las, beschrieben, mein Ich-Empfinden vom Kopf, in dem ich mich normalerweise aufhalte, hinunter in meine Mitte zu verlagern, um mich dieser Runenaufgabe eher aus dem Bauch heraus zu stellen.

Zwar finde ich so etwas mit Energie (Chakren usw) gar nicht so schwer, aber das Bewusstsein... kaum ist es drei Sekunden geglückt, hüpft es wie ein Gummiball wieder hoch. Spiritueller Schluckauf. Aber ein bisschen trancig wurde/bin ich schon.

Das erste, was mir auffiel – der kurze Blick ins Internet (Esche, aha, gefiederte Blattstellung, alles klar) war zu der sicheren Bestimmung nicht ganz ausreichend. Es gibt ziemlich viele Bäume mit gefiederten Blättern! Und da weder die "typischen behaarten Knospen" noch zu finden waren, aber noch nicht die „Flügelnüsse der Samen“, lief ich ein bisschen ratlos durch den Wald. Nein, das ist eine Walnuss, klar. Und das....?

Mir wurde bewusst, dass ich mich zwar mit Heilkräutern halbwegs auskenne, zumindest ansatzweise, aber Bäume jenseits der häufigsten 5-10 Arten... oh weh.

Nach einigen Vergleichen war ich mir bei manchen Bäumen recht sicher, dass es Eschen waren. Der nächste Punkt, der mich fast schon erschreckte – gerade diese Bäume waren unheimlich stark von irgendwelchen Insekten befallen, die die Blätter wegfressen. Manche sahen recht armselig, ja tot aus. Da wollte ich dann auch nicht noch mutwillig etwas dran zerstören, indem ich einen Ast abbreche.

Und selbst, wenn ich das gewollt hätte – diese Bäume sind hoch. Sehr hoch. Die Äste auch. Was also tun? Den morschen Abfall unten aufsammeln? Klettern? Einen jungen Baum beschädigen?

Und dass, wenn ich mir nicht mal 100%ig sicher bin, dass es wirklich eine Esche ist?

Ich entschied mich gegen all das und ging weiter. Bald kam ich wieder in einen Ort und wandte mich dem Heimweg zu. Auf einem Friedhof, auf dem ich noch nie war, entdeckte ich – eine gesunde, große Esche. Aber auch hier „griff ich nicht zu“, sondern setze mich auf den Friedhof und machte mir ein paar Notizen.

Was hat mich mein kleiner Spaziergang gelehrt?

Geistige Führung ist eine spannende Sache. Sie liegt mir nicht so wie zum Beispiel diese Sache mit dem Losstürmen, Amor fati und mit dem Schwert in den Sonnenaufgang reiten (-> Raido). Spannend ganz am Rande, dass ich in einem anderen Projekt mit ganz genau der gleichen Frage der Führung und Gefolgschaft konfrontiert wurde, allerdings mit Tarotkarten und der Karte Hohepriester und Gehängter. Ansuz und Hohepriester passt für mich in meiner momentanen Geisteshaltung wie die Faust aufs Auge. Vor allem, weil ich mit dieser Sache ziemliche Widerborstigkeiten in mir trage (Mir was sagen lassen! Pah! Usw...).

Was ich lernte:

Führung im spirituellen, religiösen (und allgemeinem???) ist viel schwerer zu finden, als man meint, selbst wenn man sie sucht (das gilt jetzt natürlich alles für mich und nicht allgemein, klar). Wenn ich sie nicht suche, fällt sie mir nicht mal auf (noch nie bewusst eine Esche wahrgenommen bisher!!!).

Ein kurzer Blick ins Netz tut es nicht. Man muss schon wissen, was man eigentlich wirklich sucht. Es gibt viele, die aussehen, als seien sie die richtigen. Und es gibt viele, richtige wie falsche, die von Kleinlichkeiten angefressen, ja zerfressen sind. Es gibt viele, die einem viel zu hoch sind. Es gibt viele, die einen nur mit dem morschen Kram abspeisen wollen, der ihnen abfällt. Es gibt manche, die man zerstören würde, wenn man zu früh von ihnen zehren will.

Man muss geduldig sein und weitergehen, bis man sich sicher ist. Sich die Dinge genau ansehen. Nicht voreilig handeln. Nicht sofort „profitieren wollen“. Nicht den erstbesten Baum nehmen. Lieber noch mal heimgehen.

Und dann steht da eine Esche auf dem Friedhof. Wächst gut und nährt sich von Generationen von Menschen, die nicht mehr sind. So de Erinnerung an meinen Vater, der leider nicht mehr lebt und den ich als Kind für sein Können immer sehr bewundert habe, ohne dass er mich je autoritär herumkommandiert hat.

Hm...

Danke, Odin, ich glaube, ich bin ein bisschen schlauer, was dich und deine Runen angeht.


Keine Kommentare: